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Aus: Ausgabe vom 04.07.2025, Seite 5 / Inland
Bäderallianz

Zeitenwende für Schwimmhallen nötig

Initiative fordert eine Milliarde Euro zur Sanierung von maroden Bädern
Von Gudrun Giese
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Für die Sanierung der Bäder in Deutschland muss schweres Gerät aufgefahren werden

Angesichts stark abnehmender Schwimmfähigkeiten der Kinder müsse dringend in Hallen- und Freibäder investiert werden, forderte die Initiative »Bäderallianz« anlässlich ihrer Zusammenkunft in Hannover am Donnerstag. Dem Bündnis gehören unter anderem die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), der Deutsche Schwimmverband und die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen an. Mit einer Milliarde Euro jährlich über einen Zeitraum von zwölf Jahren könnten die nötigen Investitionen in die marode Bäderinfrastruktur finanziert werden, heißt es in einem Papier der DLRG, das bei der Tagung präsentiert wurde. Um mehr Kindern Schwimmunterricht zu ermöglichen, müsse jede Grundschule ein geeignetes Bad in erreichbarer Nähe haben.

Tatsächlich werden Bäder eher geschlossen als saniert. Das trifft auch einst mit enormem finanziellem Aufwand errichtete Freizeitbäder wie jüngst das »Waikiki« im thüringischen Zeulenroda. Ende Juni berichtete der MDR über das Aus für die Anlage, die seit Anfang 2024 geschlossen ist, weil sie der Sanierung bedarf. Mit der Insolvenz der das »Waikiki« betreibenden Stadtwerke unterblieb die umfassende Reparatur. Der Stadtrat von Zeulenroda-Triebes beschloss nun, kein Kaufangebot für das Freizeitbad abzugeben, da das finanzielle Risiko zu hoch sei. Allerdings fließen auch nicht die vom Land zugesagten zehn Millionen Euro Fördermittel für das Bad. Eventuell muss die Stadt sogar die erhaltene Förderung in Höhe von knapp 900.000 Euro zurückzahlen. Nach Angaben des Insolvenzverwalters soll es Interessenten für die Anlage geben. Näheres ist nicht bekannt. In absehbarer Zukunft wird hier aber kein Kind schwimmen lernen können.

Die DLRG wies bei der Tagung der Bäderallianz darauf hin, dass immer weniger Kinder sich sicher im Wasser bewegen können: Etwa 58 Prozent der Grundschulkinder hätten beim Übergang auf eine weiterführende Schule laut einer Forsa-Befragung von 2022 zu dieser Gruppe gehört, 20 Prozent seien komplette Nichtschwimmer gewesen. Zu den sicheren Schwimmern zählen Kinder erst mit Erwerb des Schwimmabzeichens in Bronze, nicht mit dem »Seepferdchen«. Da aus schlecht schwimmenden Kindern oft im Erwachsenenalter keine sicheren Schwimmer mehr werden, steigt das Risiko von Badeunfällen in offenen Gewässern. »Es ist an der Zeit, dass Bund, Länder und Kommunen gemeinsam Verantwortung übernehmen und zusammen mit Betreibern und Nutzern der Bäder einen flächendeckenden Schwimmbadplan für Deutschland erstellen«, so die Bäderallianz. DLRG, Deutscher Schwimmverband und die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen haben bereits ein entsprechendes Papier entwickelt. Danach sollte der Bund jährlich 700 Millionen Euro für den Neubau und die Sanierung für Hallen-, Frei- und Kombibäder zuschießen. Den Ländern empfiehlt die Bäderallianz, für zwölf Jahre Landesförderprogramme aufzulegen. Eine verstärkte Zusammenarbeit von Schulen mit Vereinen könne dazu beitragen, die Schwimmfähigkeit deutlich zu verbessern.

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