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Aus: Ausgabe vom 28.06.2025, Seite 8 (Beilage) / Wochenendbeilage

Radicchio mit Gnocchi

Von Maxi Wunder

Schade, dass sich die Nordsee zur Zeit mit Sturmfluten zurückhält. Wie hätte man sich gefreut, wenn der Nahtod-Gipfel in Den Haag ins Salzwasser gefallen wäre.« Roswitha betrachtet einen Radicchio. »Rutte, die Ratte, war ständig am Grinsen«, beschwert sich Udo. »Es macht mir Angst, wenn Verbrecher beim Verbrechenbegehen auch noch gute Laune haben.« – »Ab einem gewissen Maß krimineller Energie ist man permanent im Adrenalinrausch«, fällt mir dazu ein. »Kein Gewissen zu haben fühlt sich sicher gut an«, vermutet Rossi und hackt dem Radicchio den Strunk heraus.

Das ist alles sehr bitter, bitterer noch als

Gebratener Radicchio mit Gnocchi, Walnüssen und Ziegenkäse (für zwei Personen)

Von zwei gewaschenen Radicchio rosso di Chioggia die äußeren welken Blätter entfernen, die Köpfe längs vierteln oder gegebenenfalls sechsteln, den Strunk herausschneiden. In einer Pfanne mit etwas Olivenöl bei mittlerer Hitze circa drei bis vier Minuten von allen Seiten braten, bis der Radicchio leicht gebräunt und weich, aber nicht matschig ist. Mit etwas Salz, Pfeffer und einem Spritzer Balsamico würzen. Herausnehmen und beiseitestellen. In derselben Pfanne 400 g Gnocchi (frisch oder aus dem Kühlregal) bei mittlerer Hitze goldbraun anbraten, etwa sieben bis acht Minuten. Dabei gelegentlich wenden, damit sie von allen Seiten knusprig werden. Sobald die Gnocchi Farbe haben, eine rote gewürfelte Zwiebel, zwei fein gehackte Knoblauchzehen und 40 g grob gehackte Walnüsse dazugeben und zwei bis drei Minuten mitrösten. Dann mit einem TL Honig oder Ahornsirup ablöschen und kurz karamellisieren. Den gebratenen Radicchio wieder in die Pfanne geben und alles vorsichtig durchschwenken. Mit frisch gemahlenem Pfeffer und ggf. frischem Thymian oder Rosmarin abschmecken. Auf Tellern verteilen, 100 g Ziegenkäse oder Feta darüber bröckeln und das Ganze mit frischer Petersilie bestreuen. Dazu geröstete Baguettescheiben reichen und ein Glas kräftigen Rotwein.

Der purpurrote bis violette Radicchio mit seinen weißen Rippen ist eine Kulturform der gemeinen Wegwarte (Zichorie) und kommt aus Venetien in Italien. Hierzulande hat er kaum mehr eine Chance, gnadenlos würde er zertrampelt und überfahren in einer BRD, die sich als Aufmarsch- und Nachschubgebiet für die kommenden Russland-Feldzüge zur Verfügung stellt. Klimaneutral und gendergerecht, versteht sich. Ein ehemals friedensbewegtes Land mutiert zur Rüstungsdrehscheibe, bei der es nicht um Verteidigung, sondern um den Platz am geopolitischen Katzentisch geht. Fünf Prozent vom BIP wird es dafür aufwenden, um »Verantwortung« zu übernehmen. Spanien traut sich das auch mit zwei Prozent zu, und so war Pedro Sanchez der einzige auf dem Gipfel der Idiotie, der dem fünfprozentbesessenen Donald die Stirn geboten hat, woraufhin dieser umgehend mit der Zollkeule drohte. Spätestens an dem Punkt hätten die Mitgliedstaaten aus Solidarität abbrechen müssen und im Chor singen: »Bye bye, mein lieber Herr, it was a fine affair, but now ist’s over« (Liza Minelli in »Cabaret«).

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