Vormarsch der Klimakiller
Von Michael Merz
Die Wissenschaftsinitiative Indicators of Global Climate Change veröffentlichte am Donnerstag auf der UN-Klimakonferenz in Bonn einen alarmierenden Befund: Um die Erhitzung der Erde dauerhaft auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, sei angesichts der derzeitigen Emissionen das CO2-Budget in drei Jahren aufgebraucht. Letzter es bezeichnet die Menge an Kohlendioxid, die noch ausgestoßen werden darf, wenn eine bestimmte Temperatur der Erwärmung nicht überschritten werden soll. Das hohe Tempo des Anstiegs sei vor allem auf den anhaltend hohen Ausstoß von Treibhausgasen zurückzuführen, erklärte der Hauptautor der Studie, Piers Forster, laut dpa. Die CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen und der Abholzung der Wälder müssten deshalb auf null heruntergefahren werden.
Doch das ist illusorisch, gerade auch wegen des Ausstiegs der USA aus dem Pariser Klimaabkommen. Die destruktiven Ambitionen der Trump-Regierung, »das Klimaschutzengagement grundsätzlich zu schwächen«, seien dabei nicht zu unterschätzen. Klima-Staatssekretär Jochen Flasbarth rief nun im dpa-Gespräch anlässlich der Bonner Konferenz – sie läuft bis nächste Woche mit mehr als 5.000 Delegierten zur Vorbereitung der Weltklimakonferenz im November in Brasilien – zu neuen Allianzen auf: »Afrika, China, Indien, Brasilien zum Beispiel werden mehr denn je wichtige Partner für die EU sein.«
Einen weiteren Faktor, der die Klimakatastrophe anheizt, machte die Friedensorganisation IPPNW aus. In einer gemeinsamen Studie mit anderen NGOs benannte sie die NATO als zusätzlichen Klimakiller. 2024 habe die NATO 40 Prozent mehr militärische Emissionen im Vergleich zu 2021 verursacht. »Die massive Aufrüstungsspirale zerstört das Klima und damit unsere Lebensgrundlagen«, teilte die deutsche IPPNW-Chefin Angelika Claußen am Donnerstag mit. »Wir können es uns nicht leisten, horrende Summen in Zerstörung zu investieren.«
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