Bahnanenrepublik BRD
Von Niki Uhlmann
Man müsse »genau anschauen«, wie und »wo die Bahn in ein paar Jahren stehen soll«, kündigte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) am Sonntag »eine Strategie« an. Wo die Bahn tatsächlich rollen soll, wäre angesichts der schleppenden Sanierung der Deutschen Bahn (DB) allerdings die treffendere Formulierung. »Spätestens« im »Spätsommer« würden »Eckpunkte« formuliert, versprach Schnieder jedenfalls gegenüber dpa. »Vielleicht muss sie auch noch familienfreundlicher werden«, kaschierte er die jüngst abgesagte Familienreservierung. Immerhin analysierte er treffend die Stimmungslage: »Mit dem Zustand wie im Moment kann niemand richtig zufrieden sein.«
Entsprechend empört reagierte am Sonnabend auch die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) auf den Vorstoß des DB-Vorstandsmitglieds Daniela Gerd tom Markotten. Die Managerin hatte der FAZ jüngst gesagt, dass »das Verschieben von Baustellen in die nächsten Jahre kein Tabu mehr sein« dürfe. »Wer Bauzeit verschiebt, verschiebt auch die Lösung«, hielt der EVG-Vizevorsitzende Kristian Loroch in einem Brief, der der Funke-Mediengruppe vorlag, gegen. Die »solide, koordinierte und technisch fundierte Weiterentwicklung der Infrastruktur« sei detailliert über mehrere Jahre geplant worden. Kosmetik reiche nicht aus.
Bislang sollte die Generalsanierung der DB bis 2031 abgeschlossen sein. Vergangenen Mittwoch stellte die DB ihre Fahrgäste indes auf längere Wartezeiten ein. »Eine zeitliche Streckung der Projekte« bis in die Mitte der 30er Jahre sei nach aktuellen Plänen realistischer, heiße es in einem Schreiben der zuständigen Tochter DB Infra-GO an andere Verkehrsunternehmen, das der dpa vorlag. Rückmeldungen aus der Bau- und Bahnbranche hätten diese Anpassung erfordert. »In Absprache mit der neuen Bundesregierung« würden nur noch vier bis fünf Abschnitte pro Jahr saniert. »Auf den Sankt-Nimmerleins-Tag« werde aber nicht verschoben, versuchte Schnieder am Wochenende zu beschwichtigen. Die CDU betrachtete das Vorhaben stets skeptisch.
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