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Aus: Ausgabe vom 16.06.2025, Seite 5 / Inland
Klimaschutz

Klimakillern auf der Spur

Unter anderem Heidelberg Materials steht beim Klimacamp Augsburg im Visier
Von Wolfgang Pomrehn
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In der Herstellung von Zement lassen sich die Emissionen nur bedingt durch größere Energieeffizienz und erneuerbare Energieträger verringern (Heidelberg Materials in Leimen, Mai 2025)

Während in Bonn am Montag eine Vorbereitungsrunde für die diesjährige UN-Klimakonferenz beginnt, schlagen Aktivisten im bayerischen Augsburg die Zelte für ein sogenanntes Klimacamp auf. Ab Mittwoch soll es im dortigen Wittelsbacher Park vier Tage lang in allerlei Workshops um Themen wie die Ursachen der Klimakrise und Klimagerechtigkeit gehen – also die Tatsache, dass die Ärmeren und Ärmsten hierzulande wie in aller Welt die Hauptlast der Klimaveränderungen zu tragen haben, obwohl sie am wenigsten für deren Verstärkung verantwortlich sind.

Ins Visier wird unter anderem der Zementhersteller Heidelberg Materials geraten, der zu den größten Treibhausgasemittenten Deutschlands gehört. Für die Herstellung von Zement – unter anderem ein wichtiger Bestandteil von Beton – wird Kalk gebrannt. Das ist nicht nur ein energieintensiver Prozess, er setzt auch durch chemische Prozesse größere Mengen CO2 frei. Zusammen sind es weltweit sieben bis acht Prozent der CO2-Emissionen, hierzulande ist der Anteil allerdings deutlich kleiner. Etwa 35 Prozent des CO2-Ausstoßes der Zementindustrie gehen zur Zeit noch auf die Verwendung von fossilen Energieträgern zurück, aber 65 Prozent auf das Kalkbrennen. Die Emissionen lassen sich also nur bedingt durch größere Energieeffizienz und erneuerbare Energieträger verringern. Bei Heidelberg Materials setzt man daher langfristig auf das vielfach kritisierte Abscheiden und Abspeichern von CO2. Da unklar ist, ob sich CO2 wirklich langfristig sicher im Untergrund abspeichern lässt, beobachten Umweltschützer und auch viele Lokalpolitiker das bisher kaum erprobte Verfahren mit Argusaugen.

Neben derlei technischen Details soll es in Augsburg nicht zuletzt aber auch um Grundsätzliches gehen: Unter anderem steht der Zusammenhang von Klimakrise mit den bestehenden Herrschafts- und Machtstrukturen auf dem Programm. Ein Thema, das sicherlich in Bonn nicht auf der Tagesordnung stehen wird: Dort wird es unter anderem darum gehen, den internationalen Klimaschutz trotz des Boykotts der USA voranzubringen. Präsident Donald Trump hatte als eine der ersten Maßnahmen nach seiner Amtseinführung den Austritt aus dem Pariser Klimaschutzvertrag verkündet. Es wird keine Delegation aus Washington an den Bonner Verhandlungen teilnehmen, auch deren Teilnahme an der diesjährigen UN-Klimakonferenz im November im brasilianischen Belém ist ungewiss.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Hjörring (15. Juni 2025 um 22:22 Uhr)
    Heidelberg Materials hat in Polen ein Werk in Betrieb genommen, das Beton aus abgebrochenen Bauten selektiv in seine Bestandteile zerlegt und wiederverwendet. Im Altbeton ist sehr viel Calciumoxid enhalten (nur 20% des ursprünglich enthaltenen CaO ist also CaCO3 »verbaucht«!), das wieder Karbonisieren, also Kohelendioxid aufnehmen kann. Wer näheres wissen will, kann sich hier (leider auf Englisch) informieren: »Ramping up selective separation« (https://www.heidelbergmaterials.com/en/sustainability/we-decarbonize-the-construction-industry/taking-concrete-recycling-to-the-next-level), »Closing the loop: Heidelberg Materials inaugurates first-of-its-kind recycling plant for selective separation of demolition concrete in Poland« (https://www.heidelbergmaterials.com/en/pr-2024-07-25), »Heidelberg Materials’ first industrial concrete recycling facility in Poland uses award-winning FCB Rhodax® technology« (https://www.fivesgroup.com/ru/newspress/detail-view/heidelberg-materials-first-industrial-concrete-recycling-facility-in-poland-uses-award-winning-fcb-rhodaxr-technology), »Industrial crushing performance for abrasive products and concrete recycling« (https://www.fivesgroup.com/ru/cement-minerals/crushing-grinding/grinding-solutions/selective-crushing-fcb-rhodaxr). Neben der Reduktion des CO2-Aufkommens wird der Bedarf an Sand und Kies durch die Nutzunf im Kreislauf drastisch verringert. Die machen aber auch das: »Heidelberg Materials bringt mit evoZero® den weltweit ersten CCS-basierten Net-Zero-Zement auf den Markt« (https://www.heidelbergmaterials.de/de/media/baufachpresse/evozero).

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