Windbeutel des Tages: Belgische Turbinen
Von Hagen Bonn
Nein, Sie haben richtig gelesen, es geht nicht um die legendären Pralinen aus Belgien, sondern eben um Turbinen. Aber von vorn: Die Redewendung »Jemandem den Wind aus den Segeln nehmen« ist allbekannt, muss aber jetzt neu verhandelt werden, denn Belgien und die Niederlande liegen im Streit, weil, ich hoffe Sie sitzen, belgische Windräder den Luftstrom so verändern, dass die Effizienz der niederländischen Anlagen bedrohlich sinkt. Oder umformuliert: Niederländische Windparks in der Nordsee können aufgrund der Nähe zu den belgischen Turbinen weniger Energie erzeugen. Und nochmals umformuliert, weil ich heute der Erklärbär bin: Wenn der Wind aus West (Belgien) ein Windrad antreibt, verwandelt sich diese kinetische Energie in Strom und die Windgeschwindigkeit nimmt ab. Der so geschwächte Wind trifft nun auf die offenen Arme der niederländischen Rotorblätter und macht diese ganz traurig, weil sie mehr Wind erwartet hätten. Es handelt sich um satte drei Prozent Verlust an Energie, also Strom. Strom, unter dem ich stehe, wenn ich solche Probleme in ihre Bestandteile zerlege. Und damit nicht genug, denn der Schlamassel geht weiter, weil wir bislang nicht den »Wake-Effekt« erwähnt haben. Dieses Phänomen verlangsamt den Luftstrom nochmals durch Verwirbelung desselben. In der Summe der Betrachtung stellt sich die Frage: Wird es Krieg geben? Nach »Star Wars« nun »Wind Wars«? Wir werden es erfahren. Ach, übrigens, wussten Sie, dass unser Wind am häufigsten aus West weht (21 Prozent), gefolgt von Südwest (16 Prozent). Schlusslicht ist aufs Neue der Osten. Maximal 10 Prozent. So hat es mir meine KI geflüstert. Und sie liegt falsch. Völlig! Denn die meisten Winde auf der Welt gibt es erwiesenermaßen unter den Bettdecken.
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