Nachschlag: Framing

Die Hoteltreppe im Märchenland Zubrowka führt, wenn schon nicht in ein Wodkaglas, dann in ein slawophiles Tim-und-Struppi-Joseph-Roth-Nostalgie-Universum. Gewidmet ist es dem Andenken an Stefan Zweig. Wie in Wes Andersons Filmen üblich, ist dieses Hotel der Vorwand für die Exekution eines puren Formalismus: die Geschichte eines Rahmens im Rahmen eines Rahmens, der einen Rahmen umrahmt. Blick zurück in Hotelfoyers und Zugabteile. Da gibt das fast quadratische Filmformat, in dem noch die Filme von Ernst Lubitsch oder Hitchcocks »Eine Dame verschwindet« gedreht wurden, den Rahmen ab. Zu sehen sind darin Puppenhäuser, die aus frontaler Kameraperspektive in fetischistisch absolut symmetrisch konstruierten Einstellungen ins Bild gemeißelt sind. So geballt ist sie schon ein bisschen entmutigend, diese Wehmut, die darin beschlossen liegt, dass jedes Puppenhaus in Wahrheit ein Sepulcrum ist, wo eine zwar unwiederbringliche, aber immerhin noch darstellbare Eleganz begraben wurde. (aha)
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