Alisch, Ebeling, Schirm
Von Jegor Jublimov
Auch, wenn sein Stammblatt das Ostberliner Boulevardblatt BZ am Abend war, erschienen die Zeichnungen von Horst Alisch auch in vielen anderen Tageszeitungen, darunter der Jungen Welt. Und die Jugend schien dem Karikaturisten, der am Dienstag 100 Jahre alt geworden wäre, bis ins Alter treu zu bleiben. Mit 15 Jahren begann er eine Ausbildung bei der Deutschen Zeichenfilm GmbH, bevor er in den Krieg ziehen musste. 1951 erschien seine erste Zeichnung in der BZA, er blieb bis 1990 dabei. Daneben aber arbeitete er für die Kinder- und Jugendpresse, so für Frösi. Hier entwickelte er u. a. Emmy, einen rosa Elefanten, der sich für Altstoffsammlungen engagierte, und die Stripserie »Ali und Archibald« um Hund und Herrchen in 273 Folgen, auch als Buch erschienen. Für Frösi wie auch Eulenspiegel zeichnete er herrlich farbige Titelblätter. Bereits 1990 gründete er das Rätselheft Knobelei, schuf auch Zeichnungen für Stadtteilzeitungen. 2020 starb er nach schwerer Krankheit.
Ein hübsches Paar auf der Bühne gaben 1954 Horst Buchholz (1933–2003) und Karola Ebeling ab, die am Freitag 90 wird. Sie spielte in einem Heimatfilm nach Hermann Sudermann eine Magd, wollte aber mehr. Nach einer Bewerbung am Deutschen Theater bei Wolfgang Langhoff erhielt sie hier schöne Aufgaben. Als Franziska in Lessings »Minna von Barnhelm« war sie 1960 auch im DFF zu sehen. Zuvor war sie schon die Luise in Martin Hellbergs Defa-Adaption »Kabale und Liebe« neben Otto Mellies und Wolf Kaiser. Nach 1961 bekam sie im Westen große Angebote, spielte die Eliza in der deutschen Erstaufführung von »My Fair Lady« (1961) im Theater des Westens und an Gastspielorten über 1.000 Mal. Sie setzte den Erfolg später als Mrs. Pearce und Mrs. Higgins fort. Bei Film und Fernsehen blieb sie in Episodenrollen gern gesehener Gast, übernahm dazwischen auch die Leitung eines ererbten Hotels. Als die Pandemie überwunden war, erfüllte sie sich vor zwei Jahren einen Traum mit ihrer ersten Reise nach New York.
Von Covid nicht verschont blieb die Schauspielerin und Regisseurin Ulrike Schirm. Verwundert stellt man fest, dass sie am Dienstag schon 80 geworden ist, was sie aber nicht feiern will. Die vielseitig interessierte Berlinerin (Theaterwissenschaft, Pädagogik, Medizin) entwickelte sich in den 70er und 80er Jahren unter dem Pseudonym Ulrike S. zu einem Star der Underground-Filmszene Westberlins. Vor allem Lothar Lambert, aber auch Carl Anderson und Bruce LaBruce setzten sie in ihren erotisch aufgeladenen Filmen ein, aber Ulrike verschob ihr Rollenklischee immer mehr ins Komische, wenn sie mit Dorothea Moritz gekonnt Tratschtanten parodierte. Nun hat sie sich in den letzten Jahren einem anderen Talent gewidmet. Unter ulriketratschtkino.wordpress.com schreibt sie als kenntnisreiche Filmkritikerin über neueste Produktionen, wobei man ihr die Enttäuschung über die Entwicklung des deutschen Films anmerkt.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Barbara W. aus Berlin (21. Mai 2025 um 12:40 Uhr)Ich möchte nur anmerken, dass die BZ am Abend kein Ostberliner Boulevardblatt war, sondern eine seriöse Abendzeitung. Sie wurde im Berliner Verlag hergestellt und war sehr beliebt. Der Berliner Kurier hat sich das Layout geklaut. Das ist aber auch alles. Barbara Wolterstädt
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