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Aus: Ausgabe vom 17.05.2025, Seite 3 / Schwerpunkt
Diplomatie

Mit dem Holzhammer

Indien-Pakistan: US-Präsident Trump rühmt sich des Waffenstillstands und verärgert Neu-Delhi
Von Jörg Kronauer
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Trumps Einmischung in den Kaschmir-Konflikt missfiel den Anhängern der indischen Kongresspartei (Kolkata, 14.5.2025)

Es hat Gründe, dass die US-Regierung sich letztlich dazu durchrang, auf Indien und Pakistan Druck auszuüben, um den eskalierenden Waffengang zwischen beiden zu stoppen. Zwar geschah das spät – erst, nachdem Indien eine pakistanische Luftwaffenbasis sehr nahe dem Kontrollzentrum für die pakistanischen Atomwaffen beschossen hatte: Ein Hinweis darauf, Neu-Delhi könne Islamabad bei Bedarf den Knockout verpassen. Bevor da noch mehr anbrannte, klemmten sich Außenminister Marco Rubio und später auch Vizepräsident J. D. Vance ans Telefon, um den beiden Konfliktparteien Einhalt zu gebieten. Es gelang, auch wenn bislang unklar ist, wie stark Washington wirklich zum Ende der Kämpfe beitrug.

Die USA handelten dabei aus schlichtem Eigeninteresse. Indien gilt ihnen als einer ihrer wichtigsten Verbündeten im großen Machtkampf gegen China, und so sucht Washington Neu-Delhi davon abzuhalten, sich auf – so die US-Sicht – Nebenkriegsschauplätzen zu verzetteln. Dumm nur, dass Donald Trump sich dabei in Indien unbeliebt machte, indem er den Waffenstillstand als erstes öffentlich bekanntgab, anstatt dies den Konfliktparteien zu überlassen. Dann protzte er auch noch, das Ende der Kämpfe sei nur seiner Vermittlung zu verdanken. Indien ist – ganz im Gegensatz zu Pakistan – seit je bemüht, den Kaschmirkonflikt strikt bilateral zu behandeln und jegliche Einmischung Dritter zu verhindern. Trumps Geprahle löste deshalb zusätzlich Unmut aus.

Und die Stimmung besserte sich in dieser Woche nicht. Da verkündete Trump am Rande seiner Nahostreise, Neu-Delhi sei bereit, seine Zölle auf Einfuhren aus den USA fast komplett aufzuheben – eine Behauptung, die, wenn sie stimmte, geeignet wäre, Unruhen in Indien auszulösen, unter den oft verarmten Landwirten etwa, die dann gefährliche US-Konkurrenz auf ihrem Heimatmarkt fürchten müssten. Schließlich teilte Trump noch mit, er werde alles daran setzen, Apple von einer weiteren Verlagerung seiner Werke aus China nach Indien abzuhalten: Der Konzern solle seine I-Phones und sein sonstiges Gerät gefälligst in den USA produzieren. Für die indische Regierung, die einige Hoffnungen auf einen technologischen Aufstieg nicht zuletzt dank US-Investitionen setzt, war das ein weiterer Schlag ins Gesicht.

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