Klimaziele werden grob verfehlt
Von Wolfgang Pomrehn
Der Expertenrat für Klimafragen stellt der deutschen Klimaschutzpolitik ein vernichtendes Urteil aus. Zum wiederholten Male wurden im Gebäude- sowie im Verkehrssektor die Emissionsziele verfehlt, und sogar mit zunehmender Tendenz. Das heißt, der Treibhausgasausstoß ist nicht nur höher als laut Klimaschutzgesetz vorgesehen, sondern die Lücke zwischen gesetzlichem Anspruch und tatsächlichen Emissionen wächst, heißt es im alljährlich vorgelegten Prüfbericht des Gremiums.
Zwar wird das für dieses Jahrzehnt aufgestellte Emissionsbudget voraussichtlich nicht überschritten, so der Expertenrat, aber nur, weil durch Pandemie und Wirtschaftskrise ein Puffer entstanden ist. Das heißt, die vergleichsweise geringeren Emissionen der Jahre 2021 bis 2024 verdecken in der Gesamtrechnung ein wenig, dass immer noch viel zuwenig für den Klimaschutz getan wird. Entsprechend gehen die Experten davon aus, dass nach 2030 selbst die unzureichenden gesetzlich fixierten Ziele im zunehmendem Umfang verfehlt werden. Bis 2045 müssen die Treibhausgasemissionen auf ein Minimum reduziert und alle verbleibenden mit anderen Maßnahmen kompensiert werden. Das geschieht vor allem durch die Entnahme von CO2 aus der Luft durch wachsende Wälder und anderes. Tatsächlich haben sich die deutschen Wälder aufgrund des Klimawandels inzwischen in zusätzliche CO2-Quellen verwandelt.
Unterdessen sehen die Klimaallianz Deutschland und der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) die Katastrophenvorsorge aufgrund des ausbleibenden Klimaschutzes in Gefahr. »Schon heute sind unsere Einsatzkräfte bei Starkregen, Hitzewellen und Überschwemmungen im Dauereinsatz«, so Edith Wallmeier, ASB-Bundesgeschäftsführerin für den Bereich Einsatzdienste und Bildung. Außerdem droht ein ungewöhnlich heißer Sommer. Der Wärmestau im Nordatlantik lasse das erwarten, hieß es am Donnerstag vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. Ursache sind Anomalien des Wärmetransports im Ozean, die sich auch auf die Atmosphäre auswirken.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Mehr aus: Kapital & Arbeit
-
»Der Prozess ist sehr undemokratisch«
vom 16.05.2025 -
Für den Häuptling
vom 16.05.2025 -
Atomkraftwerke für Vietnam
vom 16.05.2025 -
Neuer Prozess gegen Shell
vom 16.05.2025