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08.05.2025, 12:54:09 / Inland
Tag der Befreiung

Rote Nelken für Befreier

Von Nick Brauns
Zahlreiche Menschen strömten am 8. Mai zum Sowjetischen Ehrenmal im Trepotower Park
Rote Nelken für die im Kampf um die Befreiung vom Nazifaschismus gefallenen sowjetischen Soldaten
Nachfahren gedenken ihrer im Kampf gegen die Nazis gefallenen Angehörigen
Ein größeres Aufgebot der Polizei störte mit seiner permanenten Präsenz das würdevolle Gedenken am Ehrenmal im Treptower Park
Dank an die Befreier beim Sowjetischen Ehrenmal im Trepotower Park
Polizei wacht an den Eingängen zum Sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park
Kränze am Sowjetischen Ehrenmal im Tiergarten
Auch das BSW legte am Sowjetischen Ehrenmal im Tiergarten einen Kranz nieder

Am 8. Mai jährt sich die Niederlage von Nazideutschland und die Befreiung vom Faschismus zum 80. Mal. Den größten Blutzoll unter den Alliierten zahlten die Soldaten der Roten Armee, die die Hauptlast der Niederringung der deutschen Faschisten zu tragen hatten. Um ihnen zu danken, strömten am Donnerstag in Berlin, wo der 8. Mai einmalig ein arbeitsfreier Feiertag ist, zahlreiche Menschen zu den drei Sowjetischen Ehrenmalen. Dort liegen zehntausende in den letzten Kriegswochen 1945 gefallene sowjetische Soldaten begraben.

Erneut hatte die Stadt Berlin schikanöse und geschichtsvergessene Auflagen für das Gedenken erlassen. So ist es am 8. und 9. Mai rund um die Sowjetischen Ehrenmale im Treptower Park, im Tiergarten und in der Schönholzer Heide verboten, russische und sowjetische Fahnen und Symbole zu zeigen, auch sowjetische Lieder aus dem Großen Vaterländischen Krieg wie »Der heilige Krieg« sind verboten. Von der Zensur betroffen war auch die junge Welt. jW-Verteiler durften die Zeitung nicht auf das Gelände des Ehrenmals nehmen. Die Polizei monierte beim Titel »Hitler kaputt« die abgebildete rote Fahne mit Hammer und Sichel.

Am Vormittag, als noch keine größeren Kontrollen durch Polizei an den Eingängen stattfanden, waren auf dem Gelände des Ehrenmals im Treptower Park auch noch rote Fahnen zu sehen, Nachmittags wurden solche dagegen von der Polizei eingezogen.

Trotz starker Polizeipräsenz ließen sich die Tausenden Besucher ein würdiges Gedenken an die Befreier nicht nehmen. Viele legten roten Nelken an den Gräbern und Monumenten ab.

PM junge Welt: Polizei verbietet junge Welt beim Sowjetischen Ehrenmal in Berlin, weil auf dem Titel vom 8.Mai eine sowjetische Fahne abgebildet ist

Die Berliner Polizei hat Mitarbeiter der in Berlin erscheinenden überregionalen Tageszeitung junge Welt am 8. Mai daran gehindert, mit Zeitungen das Gelände des Sowjetischen Ehrenmals im Treptower Park zu betreten. Die Zeitungen sollten dort verteilt werden.

Die Polizei begründete ihr Vorgehen mit einer Allgemeinverfügung, die für den 8. und 9. Mai rund um die drei Sowjetischen Ehrenmale der Hauptstadt das Zeigen sowjetischer Fahnen und Symbole verbietet. Auf der Titelseite der jungen Welt zum 80. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus ist unter der Überschrift »Hitler kaputt« hinter einem Bild von feiernden Menschen zu Kriegsende in Moskau ein rotes Banner mit Hammer und Sichel abgebildet.

»Es ist ein Akt der Zensur und Angriff auf die Pressefreiheit, dass die polizeiliche Allgemeinverfügung zum Verbot der Symbole der sowjetischen Sieger über den Nazifaschismus nun auch noch dazu verwendet wird, die junge Welt vom Sowjetischen Ehrenmal in Treptow fern zu halten«, kritisiert jW-Chefredakteur Nick Brauns das Vorgehen der Polizei. Brauns weiter:

»Als marxistisch und antifaschistisch orientierte Tageszeitung ist die junge Welt der historischen Wahrheit verpflichtet. Mit der Abbildung des roten Banners mit Hammer und Sichel auf dem Titel der Ausgabe vom 8.Mai wird der entscheidende Anteil der Roten Armee an der Befreiung Deutschlands vom Faschismus gewürdigt. Das polizeiliche Verbot, am 8. und 9. Mai an den Sowjetischen Ehrenmalen die Symbole der sowjetischen Befreier zu zeigen, erscheint dagegen als Versuch, die Geschichte umzuschreiben.«

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