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Aus: Ausgabe vom 10.05.2025, Seite 4 (Beilage) / Wochenendbeilage
Waldbrandprävention

Mit Natur gegen das Feuer

Portugiesische Initiative will durch Schaffung widerstandsfähiger Ökosysteme vor Waldbränden schützen
Von Adri Salido & Laura Villadiego
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Eukalyptusplantagen aus der Luft: Noch immer steigt die Zahl der leicht entzündlichen Bäume

Portugal ist eines der am stärksten von Waldbränden betroffenen Länder in Europa. Die allgegenwärtigen Eukalyptusplantagen sind einer der Hauptgründe für die Brände. Nach verheerenden Bränden in den letzten Jahren, die große Flächen zerstörten, versuchen einige Initiativen vor Ort, einheimische Ökosysteme und die lokale Landwirtschaft wiederherzustellen, um den Flammen einen natürlichen Schutzwall entgegenzustellen. Wir besuchten die von Bioliving geleiteten Projekte in Estarreja und Veredas da Estrela in Figueiro da Serra, wo der Verein mit lokalen Gemeinschaften zusammenarbeitet, um deren Dörfer vor Bränden zu schützen.

Die Waldbrände im Jahr 2017, die mehr als 500.000 Hektar im Land zerstörten, waren die heftigsten der vergangenen Jahrzehnte. Mindestens 114 Menschen starben. Weil die portugiesischen Behörden über lange Zeit den Ausbau von Eukalyptusplantagen gefördert hatten, gaben Umweltschutzorganisationen ihnen eine Mitschuld an der Katastrophe. Der Umweltaktivist Hilário Costa sagte im Juni 2017 in einer Stellungnahme: »Eukalyptus hat sich in Portugal stark und ohne Regeln ausgebreitet. Das Ergebnis ist offensichtlich: Bei diesen Waldbränden waren die größten verbrannten Flächen Eukalyptusplantagen.«

Neben dem Rücktritt der damaligen sozialdemokratischen Innenministerin Constança Urbano de Sousa im Oktober 2017 gab es in Folge der Brände auch die erste Klimawandelklage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Strasbourg. In der im September 2020 eingereichten Klage von sechs jungen Portugiesen gegen 33 EU-Staaten warfen sie den Ländern vor, die Klimakrise verschärft und damit ihre Zukunft gefährdet zu haben. Im darauffolgenden Jahr nahm der EGMR die Klage überraschenderweise an, obwohl der nationale Rechtsweg noch nicht ausgeschöpft war. 2024 entschied das Gericht jedoch gegen die Klage.

Nach der Katastrophe von 2017 hatte die Regierung die Mittel zur Brandprävention zwar verzehnfacht und die zur Brandbekämpfung verdoppelt, 2022 wurden dennoch 25 Prozent des Naturparks Serra da Estrela in Zentralportugal verwüstet. Und auch im vergangenen Jahr kam es wieder zu verheerenden Waldbränden. Im Juli starben mindestens sieben Menschen und über 40 wurden verletzt, die meisten davon Feuerwehrleute. Außerdem wurden über 100.000 Hektar Wald zerstört. Die von uns besuchte Gruppe aus Biologen, Naturschützern und Vertretern eines Gemeindeverbands sieht daher in der Schaffung von Ökosystemen, die widerstandsfähiger gegen Waldbrände sind, das wirksamste Mittel, um vor kommenden Katastrophen zu schützen.

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    Umweltaktivisten versuchen der Verbreitung des Eukalyptus Einhalt zu gebieten
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    Im Nationalpark Serra da Estrela verdrängen Kiefern endemische Bäume – auch sie sind leicht entflammbar
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    Die Biologin Inês Pimentel arbeitet an der präventiven Aufforstung in Estarreja
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    Tödliches Geschäft: Der Handel mit Eukalyptusbäumen ist wirtschaftlich sehr lukrativ
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    Die Häuser von Manel (r.) und Júlio wurden bei Bränden im Jahr 2022 in Figueiro da Serra beschädigt
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    Überreste eines Baumes im Serra da Estrela: Der Park ist das größte Naturschutzgebiet Portugals

Dieser Artikel wurde mit Unterstützung des Journalismfund Europe erstellt.

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