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Aus: Ausgabe vom 12.05.2025, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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»Ungeheuerlichkeit«

Zu jW vom 9.5.: »Kanonen statt Frieden«

Ein großer Dank geht an die Rote Armee, die das Frauen-KZ Ravensbrück befreit hat. Die Sozialdemokratin Anna Stiegler aus Bremen war dort acht Jahre inhaftiert. Ihren Mann Karl Stiegler erschossen die Faschisten. Gemeinsam mit der ÖTV-Betriebsgruppe Bremer Heimstiftung und der DKP wurde der Altenpflegestift Haus Blumenkamp im April 1988 in »Anna-Stiegler Haus Blumenkamp« umbenannt. Albert Müller, vor der Machtübergabe 1933 SAP-Mitglied und verfolgt, hielt die Festrede. Claudia Roth, ehemalige Kulturstaatsministerin, ging in ihrer Rede nicht mit einem Wort auf die Befreiungstat der Roten Armee ein. Eine Ungeheuerlichkeit auch, dass die jahrzehntelangen Verdienste von Dr. Bärbel Schindler-Saefkow um die Erinnerung an das KZ Ravensbrück überhaupt nicht erwähnt wurden. Tochter von Anton Saefkow, der im Zuchthaus Brandenburg geköpft wurde und Änne Saefkow, die selbst in Ravensbrück inhaftiert war. Der Ministerpräsident von Brandenburg Woidke lobte Bärbel zu ihrem 80. Geburtstag als »Ravensbrücker Botschafterin«.

Schindler-Saefkow war 17 Jahre Generalsekretärin des Internationalen Ravensbrück-Komitees, erarbeitete das Gedenkbuch von 13.161 ermordeten Frauen und Männern. Für uns Bremen-Norder war es eine besondere antifaschistische Friedenskundgebung, als Bärbel Schindler-Saefkow gemeinsam mit dem Wehrmachtsdeserteur Ludwig Baumann im November 2004 der enthaupteten Kommunisten Anton Saefkow, Leo Drabent und Hans Neumann gedachte, die alle drei im Jahre 1944 in Brandenburg-Görden hingerichtet wurden. Wir erzählten Bärbel von Anna Stiegler, die die Namensbenennung in Bremen-St. Magnus mit großer Freude aufnahm.

Gerd-Rolf Rosenberger, Bremen

Waffen segnen und Heldenmut preisen

Zu jW vom 5.5.: »Krieg in der Kirche«

Wer sich über die weitere Entwicklung der Linkspartei Illusionen gemacht hat, sollte sich über die verheerenden Positionen Bodo Ramelows in Friedensfragen im klaren sein. Denn an dem geht in der Linkspartei so schnell nichts vorbei. Bei den Kirchen dagegen ist man ja schon seit Jahrhunderten gewohnt, dass sie Waffen segnen und den Heldenmut der Kriegführenden und Gefallenen preisen. Der Mensch – ein Geschöpf Gottes? Doch aber nicht, wenn er auf der Gegenseite steht! Was ist das für ein verqueres Denken und Handeln derer, die ständig behaupten, »Friede und euch allen ein Wohlgefallen« wäre ihr innigster Herzenswunsch.

Joachim Seider, Berlin

Zweitageszeitung

Zu jW vom 7.5.: »Der Weg der Partisanen«

Ernest Kaltenegger sagt, außer den slowenischen Partisanen, die in Vojsko bei Idrija ab 1944 die Tageszeitung Partizanski dnevnik herausgaben, hätte das in allen okkupierten Gebieten Europas niemand sonst geschafft. Nach meinem Kenntnisstand erschien aber in der Republik von Uzice, also auch in Jugoslawien, im Herbst 1941 schon die kommunistische Tageszeitung Borba, die später die zen­trale Parteitageszeitung wurde. Sie erschien jedoch nur alle zwei Tage. Ich denke, man wird sie doch als Tageszeitung bezeichnen dürfen. Im Zuge der von der Partisanengeschichtsschreibung »Erste Offensive« genannten Angriffe der deutschen Wehrmacht wurde die Uzicer Republik Anfang Dezember 1941 liquidiert. Doch dazu musste die Wehrmacht eine ganze Division von der Ostfront holen, zu einem Zeitpunkt also, als dort bekanntlich alles auf dem Spiel stand.

Witold Fischer, Rehmsdorf

Nur Interim?

Zu jW vom 26./27.4.: »Es muss gebrüllt werden«

Wir müssen die Geschichte des Verlags unter Peter Suhrkamp nicht umschreiben, sie ist von Beginn an die Geschichte eines Unrechts. Einige Publikationen des S.-Fischer-Verlages sind auf der Liste der zu verbrennenden Bücher, der Besitzer des Verlages, Samuel Fischer, ist Jude und daher ohnehin in Gefahr. Bevor Samuel Fischer 1934 stirbt, übergibt er das Zepter an Gottfried Bermann Fischer, seinen Schwiegersohn und an dessen Frau Brigitte Bermann Fischer, seine Tochter. Das Ehepaar Bermann Fischer geht mit den verbrannten Dichtern des Verlages ins Exil (Österreich, Schweden, USA) und bestimmt Peter Suhrkamp, mit den restlichen Autoren in Deutschland zu bleiben und den Verlag dort interimsweise zu führen. Nach dem Krieg will Peter Suhrkamp von Interim nichts mehr wissen und den Verlag behalten. Er führt gegen das Ehepaar Bermann Fischer, das aus dem Exil heimgekehrt war, einen Prozess. Sie einigen sich außergerichtlich. Die vielgelobte Suhrkamp-Kultur gründet auf einem Betrug an den Erben eines Juden.

Mirjam Glaser, Konstanz

»Besser nur von weitem«

Zu jW vom 8.5.: »Hitler kaputt«

Was ist von den Deutschen zu erwarten? Die BRD ist ein groß gewachsener Baum, der in einer braunen Kloake gepflanzt wurde. Man sieht ihn sich besser nur von weitem an! Es wurde von den westlichen Alliierten als notwendig angesehen, diesen Staat, der deshalb nicht entnazifiziert wurde, als antikommunistisches Bollwerk gegen die Sowjetunion in Stellung zu bringen. Das ist gelungen, und das »wiedervereinigte« imperialistische Gesamt-BRD-Kapital wurde, (spätestens) als der »Eiserne Vorhang« fiel, doch noch zum Gewinner des Krieges. (…) Eine interessante Frage wäre, wie die deutsche Bevölkerung insgesamt zu den Opfern und der Befreiung Deutschlands vom Faschismus steht. Das Foto von Jewgeni Chaldej hat bei mir seit schätzungsweise 20 Jahren einen Ehrenplatz an der Wand. Danke an alle, die bei der Befreiung mitgewirkt haben! Dieser Dank gilt sowohl den Westalliierten, Partisanen usw., die allesamt ihren Teil beitrugen. Ein besonderer Dank gilt jedoch dem Land, das die schrecklichsten und meisten Opfer zu ertragen hatte: der Sowjetunion! Огромное спасибо!

Oliver Sümnick, Hundsbach

Ein besonderer Dank gilt jedoch dem Land, das die schrecklichsten und meisten Opfer zu ertragen hatte: der Sowjetunion! Огромное спасибо!

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