Ungleichzeitig
Von René Lau
Die letzten Spieltage der Saison sind in vollem Gang. Für manchen Verein geht es um nichts mehr, für viele aber schon. Und da schaut der Fan beim Stadionbesuch des Herzensvereins schon mal auf die Plätze der Konkurrenz. Denn schließlich will man auf dem Laufenden bleiben, um bei entsprechenden Ergebnissen auch das Stadionbier laufen zu lassen.
Was aber, wenn die unmittelbare Konkurrenz gar nicht zeitgleich spielt, sondern erst nach dem eigenen Verein ran darf? Der Konkurrent weiß dann schon, wie er spielen muss oder eben auch nicht spielen darf. Es bedarf keiner großen Überlegung, um festzustellen, dass dies ungerecht und sportlich kaum vertretbar ist. In der Vergangenheit wurde dies dadurch verhindert, dass an den letzten beiden Spieltagen alle Spiele zeitgleich stattfanden. So hatte jeder Verein zeitgleich ein Heim- und ein Auswärtsspiel. Das gibt es seit einiger Zeit nicht mehr. Anders als (meist) in früheren Jahren wird nur noch der letzte Spieltag zeitgleich durchgeführt.
An diesem Wochenende finden in den oberen drei Ligen die vorletzten Spieltage statt und nirgendwo zeitgleich. Grund dafür ist zumindest in den obersten zwei Ligen im DFL-Bereich der ausgehandelte Fernsehvertrag. Denn durch eine Zerstückelung auch des vorletzten Spieltages lässt sich mehr Geld verdienen. Es erstaunt schon sehr, dass die Vereine sich nicht auflehnen. Denn die sportliche Fairness wird hier mit Füßen getreten. Dazu kommt die fehlende Planungssicherheit für Fans. Schließlich hat jeder Verein am vorletzten oder letzten Spieltag sein letztes Heim- oder eben Auswärtsspiel. Vielerorts werden zum Saisonabschluss zu Hause Fanfeste oder Abschlussfeiern oder zum letzten Auswärtsspiel eben Sonderzüge organisiert. Wie sollen diese mit vernünftigem Aufwand geplant werden, wenn man erst kurz vorher erfährt, wann man spielt? Ein Saisonabschluss oder Sonderzug am Freitag abend ist schon etwas anderes als am familienfreundlichen Sonntag nachmittag. Aber die Faninteressen sind ohnehin egal. In den Sonntagsreden der Funktionäre klingt das meist ein bisschen anders. Doppelmoral nennt man das.
»Sport frei!« vom Fananwalt.
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