Farbenrevolutionär des Tages: Donald Trump
Von Jörg Kronauer
Wer hätte das gedacht: Donald Trump wird zum Farbenrevolutionär. Setzt der Mann nicht gerade alles daran, altbekannten US-Einflussagenturen wie USAID und vielfach erprobten Subversionssendern wie Radio Free Europe oder Radio Free Asia den Hahn abzudrehen? Doch, das tut er, fest überzeugt, dass man dem chinesischen Feind nicht mit prowestlichen Propagandagesängen oder mit fehlschlagender Armutsbekämpfung in Afrika beikommt, sondern nur mit Zöllen und Kanonen – und dass man daher alle Kräfte darauf konzentrieren muss. Jetzt aber steht in Washington zunächst einmal die Okkupation Grönlands auf dem Arbeitszettel. Zwar hat Trump am Wochenende bekräftigt, er schließe die Anwendung von Gewalt nicht aus. Aber wer weiß, womöglich geht es ja mit weniger Aufwand. Kann man nicht vielleicht Teile der grönländischen Bevölkerung dazu bringen, für den Beitritt zu den USA zu agitieren? Gelinge dies – billiger und eleganter als ein Militäreinsatz wäre es allemal.
Die US-Geheimdienste haben also, wie das Wall Street Journal am Dienstag ausplauderte, kürzlich begonnen, Grönlands Einwohner auf potentielle Claqueure zu scannen. Erfahrung mit derlei Methoden und Kenntnisse darüber, wie man sie weiterentwickelt – von Georgiens »Rosenrevolution« bis zum Kiewer Maidan – gibt es ja zuhauf. Ob man sich bereits Gedanken über einen Namen für eine Bewegung nordischer MAGA-Randalierer (Make Greenland American) machen muss? Eisbärenrevolution vielleicht? Die dänische Regierung jedenfalls ist stinksauer; ihr Außenminister Lars Løkke Rasmussen hat angekündigt, den US-Botschafter einbestellen zu wollen. Dass sich Trump damit von seinem Vorhaben abbringen ließe, darf man bezweifeln. Bislang allerdings führt sein Eroberungsdrang, das merkte das Wall Street Journal kritisch an, nur dazu, dass Grönlands Bevölkerung sich wieder enger an Dänemark anlehnt.
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