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Aus: Ausgabe vom 09.05.2025, Seite 5 / Inland
Rüstungsindustrie

Rheinmetall mit Rekord

Kriegsfabrikant präsentiert Quartalszahlen. Bündnis mobilisiert gegen Umstellung ziviler Produktion auf Rüstungsgüter
Von Oliver Rast
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Demonstrative Botschaft am Vorabend des 1. Mai: »Löhne rauf, Mieten runter, Frieden schaffen!« (Berlin, 30.4.2025)

Der Boss des Kriegskonzerns Rheinmetall kriegt sich gar nicht mehr ein. Armin Papperger verkündete am Donnerstag stolz das »steile Wachstum« des Waffen- und Munitionsproduzenten aus Düsseldorf für das erste Quartal 2025. Eine Jubelmeldung am Tag der Befreiung vom Nazifaschismus und seiner Wehrmacht. Passt.

Zum Zahlenwerk des Kriegshandwerks: Der Umsatz von Rheinmetall hat sich demnach in den ersten drei Monaten um 46 Prozent auf rund 2,3 Milliarden Euro gesteigert, teilte der Konzern mit. Allein im »militärischen Geschäft« um 73 Prozent. Und das operative Ergebnis schoss um 49 Prozent auf 199 Millionen Euro in die Höhe. Bilanz: neuerliche Rekordwerte bei Umsatz und Ertrag.

Die Nachfrage im Kriegsbusiness »bleibt unverändert hoch, und die Marktsituation gewinnt weiter an Dynamik«, heißt es aus der Konzernzentrale am Rhein. Nochmals besonders befeuert durch die geopolitischen Entwicklungen seit Jahresbeginn. Der zivile Bereich des Konzerns hingegen bleibe aufgrund »des weiterhin schwachen Marktumfelds hinter dem Vorjahr zurück«. Das will die Vorstandsetage ändern. Dazu gleich.

Zunächst: Papperger schwadronierte über einen »Epochenbruch«. Eine Phase, in der Rheinmetall gebraucht werde, denn »Kunden kaufen heute ganze Fabriken bei uns«. Europa müsse sich für eine neue Ära wappnen, »in der wir uns mit aller Kraft der Bedrohung unserer freiheitlichen Werte entgegenstellen müssen«. Und klar, Rheinmetall stehe fest zu seiner Verantwortung.

Das bedeutet? Der »Düsseldorfer Technologiekonzern«, so die Eigenbezeichnung, müsse und werde liefern. »Dabei erleben wir ein Wachstum, wie wir es im Konzern noch nie hatten, und kommen unserem Ziel, ein globaler Defence Champion zu werden, näher.« Ein Aufstieg im Ranking der Todesfabrikanten. Ferner zeugten hiervon »zukunftsweisende Kooperationen«. Aussichtsreiche Projekte und zahlreiche Großprojekte würden in den USA, in Großbritannien, Italien oder der Ukraine realisiert. Nicht zuletzt eine Pipeline. Alles zur Sicherung steigender Umsätze in den kommenden Jahren. »Mit dem Bau neuer Werke und strategischen Akquisitionen weiten wir unsere Kapazitäten außerdem massiv aus.«

Was heißt das für 2025? Rheinmetall bestätigte seine Jahresziele. »Mindestens«. Der Umsatz soll um 25 bis 30 Prozent steigen, im »militärischen Geschäft« gar um 35 bis 40 Prozent. Zugleich will der Konzern »profitabler« arbeiten: Die operative Ergebnisrendite soll auf rund 15,5 Prozent zulegen (Vorjahr: 15,2). Und: Geplante Rüstungsausgaben sind in der Prognose ausdrücklich noch nicht enthalten. Wenn sich diese konkretisieren, will der Konzern seine Vorausschau »aktualisieren«.

Hinzu kommt: Rheinmetall will Teile seiner zivilen Produktion als Autozulieferer auf die boomende Fertigung von Kriegsgerät umstellen. Im Blick dabei das Tochterunternehmen Pierburg mit den Standorten Neuss in NRW und im Wedding in Berlin. »Es kann aber durchaus sein, dass wir noch mehr Werke umwandeln«, hatte Papperger laut Reuters vom Donnerstag kürzlich gesagt. Rheinmetall verfüge über 22 Werke weltweit, die Güter für die zivile Nutzung herstellen. Der Konzern könnte auch Werke etwa von Autobauern wie Volkswagen übernehmen, wenn die Voraussetzungen dafür stimmten.

Gegen die Militarisierung ziviler Fertigung im Berliner Pierburg-Werk mobilisiert ein Bündnis zum Protest. Am Sonnabend um 15 Uhr am U-/S-Bahnhof Gesundbrunnen. Motto: »Soziales statt Aufrüstung! Keine Rheinmetall-Waffenproduktion im Wedding!« Zu den Aufrufern zählen unter anderem der Berliner Ableger der Partei MERA 25, die Bezirksorganisation Wedding von Die Linke, die DKP Berlin, die Stadtteilinitiative »Hände weg vom Wedding« und die Initiative »Rheinmetall entwaffnen«. Statt in die Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen zu investieren, würden Kriegstreiber in Industrie und Parlament auf einen strammen Aufrüstungskurs setzen, kritisiert das Bündnis. »Für die Tötungsmaschinerie gibt es Geld ohne Limit.« Ein Hauptprofiteur: Pappergers Waffenschmiede.

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