Lothar Kolditz verstorben
Von Frank Schumann
In erster Linie war Lothar Kolditz Wissenschaftler: Er forschte und lehrte, in den 1980er Jahren leitete er das Zentralinstitut für Anorganische Chemie (ZIAC) der Akademie der Wissenschaften (AdW) bis zu dessen Abwicklung. Danach engagierte er sich als Ruheständler in der AdW-Nachfolgerin, der Leibniz-Sozietät. Der Akademiker wurde zu Beginn der 1980er Jahre an die Spitze des Nationalrates der Nationalen Front gewählt, ein Ehrenamt. Diese Nationale Front verstand sich als größte Bürgerbewegung der DDR. Unter dem Motto »Schöner unsere Städte und Gemeinden – Mach mit!« mobilisierte sie zu freiwilligen Arbeitseinsätzen. Und sie präsentierte auf Wählervertreterkonferenzen Bewerber für einen Sitz in Bezirks-, Kreis- und Gemeindevertretungen und der Volkskammer. Nach bestandener öffentlicher Prüfung kamen diese als Kandidaten der Nationalen Front auf den Wahlschein, der Einheitsliste, die am Wahltag in die Urne geworfen wurde.
Der parteilose Lothar Kolditz gehörte seit 1982 auch dem Staatsrat sowie den Leitungen des Kulturbundes – den er als Abgeordneter auch in der Volkskammer vertrat – und der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft an. Kolditz trat im Dezember 1989 von allen Ämtern zurück und danach politisch nicht mehr in Erscheinung.
Kolditz verstarb am 7. Mai 2025 in Steinförde bei Fürstenberg/Havel im Kreis seiner Angehörigen. Er wurde 95 Jahre alt und hinterlässt zwei Töchter.
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