Mit dem Radl da
Von René Hamann
Es ist Anfang Mai, die Skisaison ist beendet. Am Maifeiertag erreichten die Temperaturen im Burgenland am Neusiedler See fast die 30-Grad-Celsius-Marke. Das Burgenland, das übrigens nicht nur aus Burgen auf Bergen besteht, sondern in der Hauptsache aus Land, und zwar recht flachem, ähnlich dem Niederrhein oder Brandenburg, ist ein Idyll für Radfahrende. Und so steckt schon der Regionalzug aus Wien voller Menschen in voller Radsportmontur mit festgemachten Rädern, und unten am See erfrischen sich alle gleich am Ortseingang im Gasthaus, während die Ortsmitte mit einem »Walk of Fame« ausgestattet ist, der, tatsächlich, ehemalige Radprofis ehrt.
Ob beispielsweise Laurent Fignon, in den Achtzigern zweimaliger Tour-Sieger und 2010 an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben, tatsächlich jemals in Podersdorf gewesen ist? Einen Stern jedenfalls hat er hier. Ebenso wie Wassersportlerin Angelika Kohlendorfer und diverse andere. »Walk of Fames« oder »Walks of Fame« gibt es mittlerweile ja auch wie Sand am Meer, jedenfalls schmücken sich alle möglichen Ausflugsziele nur allzu gerne damit. Hauptsache, irgendwer mit Namen kommt rum und macht einen Händeabdruck in feuchten Zement.
Neben Radfahren und Segeln ist die Gegend auch fürs Laufen ideal; demnächst findet hier also auch ein Marathon statt. Pralle Sonne, ungarische Grenze, flachgelegtes Land, gepflegte Pflegestationen. Aber: Wie viele österreichische Marathonläufer kennt man eigentlich? Und wie viele Profiradfahrer aus »Ö«?
Georg Totschnig war so ein Name. 2025 werden Felix Gall, der 2023 eine Bergankunft gewonnen hat, Michael Gogl und Gregor Mühlberger in Frankreich an den Start radeln. Keine großen Namen, aber mit Potential. Weitere könnten folgen. Mit einer österreichischen Etappe, gar dem Start bei der Tour, hat es heuer nicht geklappt. Salzburg, das sich für 2025 beworben hatte, muss sich mit zwei Etappen bei der Tour Austria begnügen. Die Tour de France bleibt 2025 zeitgemäß innerhalb der eigenen Grenzen.
Am 5. Juli geht es in Lille los, am 27. wird Paris erreicht. In Österreich cyclen sie zwischen dem 9. und 15. Juli, gestartet wird in Steyr, geendet in Feldkirch (es gibt keine Tour of Austria für Frauen im Jahr 2025). Allein an den sich überschneidenden Daten sieht man, dass die heimische Tour eine zweit-, wenn nicht drittklassige ist. Vielleicht reicht es für den Sieger immerhin für einen Stern am Strand von Podersdorf am Neusiedler See.
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