Nachschlag: Der weinende Held

Des Sheriffs letzte Stunde. Um 12 Uhr mittags soll er aus dem Amt scheiden, allein Pflichtgefühl hindert ihn, früher zu gehen. Eine Gaunerbande hat sich angekündigt, ihn um 12 zum Duell zu stellen. Er sucht nach Verbündeten. Langsam robbt die Handlung sich auf den Showdown zu. Psychologisch versiert erscheinen menschliche Weisen, einer Bedrohung zu begegnen. Ein Richter hat Angst, ein Priester weigert sich, als wäre die Gewalt nicht längst da, zum Widerstand zu rufen, ein Deputy will dem Sheriff nur helfen, wenn er was davon hat, eine Frau wünscht sich, dass ihr Mann einfach ein Feigling ist. Und tatsächlich weint hier an einer Stelle ein Westernheld vor Verzweiflung. »High Noon« arbeitet mit einem Helden, der sich seine Größe erarbeiten muss. Er ist nicht unbrechbar, sondern bereits gebrochen. Gleich einer Welle trägt der immer wieder anklingende Song die Handlung, gestisch das Geschehen spiegelnd bleibt er im Ohr wie der Sheriff in der Stadt: Do not forsake me, oh, my Darlin’ … (fb)
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Mehr aus: Feuilleton
-
Musikalisches Gewissen
vom 05.05.2025 -
Richtung Quellgebiet
vom 05.05.2025 -
Stillstandsgesprächigkeit
vom 05.05.2025 -
Menschliches, Allzumenschliches
vom 05.05.2025 -
Vorschlag
vom 05.05.2025 -
Veranstaltungen
vom 05.05.2025 -
Ein Buch als Maschinengewehr
vom 05.05.2025