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Aus: Ausgabe vom 05.05.2025, Seite 6 / Ausland
Palästina-Solidarität

Gegenwelle des Widerstands nötig

Gemeinsam gegen Repression von Palästina-Solidarität an US-Universitäten
Von Jürgen Heiser
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Marsch von Universität zu Universität: Studenten protestieren gegen die Gängelung der Hochschulen durch die Politik (New York City, 25.4.2025)

»Wir gehören einer der bemerkenswertesten Freiheitsbewegungen in der modernen Geschichte der USA an«, sagte der politische Gefangene Mumia Abu-Jamal in seinem Beitrag zu einem Internetforum, das Studierende und Aktivisten mehrerer US-Hochschulen zu seinem 71. Geburtstag am 24. April veranstaltet hatten. »Wir sind zusammen durch dick und dünn gegangen«, erklärte der seit über 43 Jahren inhaftierte US-Bürgerrechtler und kritisierte die jüngste »Repressionswelle gegen viele tapfere Studentinnen und Studenten, die gegen das Blutbad in Palästina aufstehen«.

Die Debatte des Onlineforums über »Mumia, Universitäten, Palästina« moderierte Gabriel Bryant von der Kampagne »Bring Mumia Home«. Beteiligt waren Studierende der »Black Student Union« und der »Students for Justice in Palestine«, die sich an der Jefferson- und der Temple University in Philadelphia organisieren, sowie Aktivisten der Columbia University, deren Palästina-Solidaritätscamp im letzten Jahr von der Polizei geräumt worden war. Untrennbar von der im ganzen Land beharrlich aktiven Palästina-Solidarität ist auch das »Samidoun Palestinian Political Prisoner Network«, das sich für Tausende politische Gefangene und Internierte in israelischen Gefängnissen einsetzt. Samidoun-Europakoordinator Mohammed Khatib war ebenfalls zugeschaltet. Der als Geflüchteter in Belgien lebende palästinensische Aktivist war erst am 21. April erneut selbst nach einem Protest festgenommen worden.

Die Teilnehmenden beleuchteten sowohl die Systematik hinter der Inhaftierung immer neuer politischer Gefangener weltweit als auch »die zunehmende Instrumentalisierung des ›Verfassungsrechts‹ als Waffe zur Unterdrückung abweichender Meinungen, die sich gegen den Völkermord in Gaza äußern«, fasste Workers World die Debatte am 29. April zusammen. Eingespielt wurde auch eine Solidaritätsadresse Abu-Jamals an die sogenannten CUNY 8 aus dem Februar. Die acht Studierenden der City University of New York (CUNY) waren nach der brutalen Räumung ihres »Free Palestine Camps« auf dem Unigelände verhaftet und angeklagt worden, »weil sie es wagten, gegen die zionistische Bombardierung der Palästinenser zu protestieren«. An der CUNY studierten Kinder der Arbeiterklasse, aber was werde dort gelehrt, fragt Abu-Jamal: »Unterwerfung«? Seit wann sei es falsch, sich gegen Unterdrückung zu wehren?

Nicholas von der Columbia University beschrieb, wie an seiner Uni »im Eiltempo eine neue Infrastruktur aufgebaut wird, um uns zu kontrollieren und den Protest einzudämmen«. Die Unileitung habe 36 neue Polizisten eingestellt, »die im Sold des New York Police Department stehen«. Sie verfügten »über Verhaftungsbefugnisse, die der Columbia-Polizei bislang fehlten«. Bina von der Jefferson University konstatierte, dass sie nur noch »zu Fußsoldaten der herrschenden Klasse in den USA ausgebildet« würden.

In seinem Telefonanruf aus dem Knast Mahanoy in Pennsylvania betonte Abu-Jamal, gegen diese »unglaubliche Repressionswelle«, sei »eine Gegenwelle des Widerstands« nötig. Die müsse »aus allen Bereichen kommen, die für den Widerstand mobilisiert werden« könnten. Wer wie die Regierung in Washington die Verfassungsrechte der eigenen afroamerikanischen Bevölkerung seit jeher ignoriere, sei »zu allem fähig«, so Abu-Jamal. Er forderte dazu auf, »die Lehren aus der Geschichte zu ziehen« und bekundete seine Solidarität mit den »vielen mutigen Studenten und Aktivisten, die jetzt vom Staat gejagt werden«. Die Lage in Palästina lasse sie nicht kalt, sie würden »schreiben oder ihre Meinung kundtun« und dafür verfolgt werden in »einem Land, das behauptet, den Verfassungsgrundsatz der Meinungsfreiheit zu schützen«.

Samidoun-Vertreter Khatib war nicht der einzige, der bekundete, »von Mumia inspiriert« worden zu sein. Er habe neue Generationen nicht nur in den USA, sondern auf der ganzen Welt beeinflusst. »Zusammen mit Georges Ibrahim Abdullah, zusammen mit Ahmed Sadad, zusammen mit Zehntausenden von Gefangenen auf den Philippinen, in Palästina, im Jemen, überall auf der Erde« sei Mumia ein Symbol »für unsere revolutionäre Bewegung« geworden. »Wir engagieren uns für den Kampf für Mumia und alle politischen Gefangenen und für unsere Befreiung von Faschismus und Imperialismus«, so der Aktivist.

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