Gegründet 1947 Sa. / So., 03. / 4. Mai 2025, Nr. 102
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Aus: Ausgabe vom 03.05.2025, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Würdigung

Zu jW vom 28.4.: »Entscheidung für den Widerstand«

Was für eine gute, kluge und warmherzige Würdigung eines großartigen Mannes! Ulrike Eifler gebührt großer Dank – und es gebührt ihr Bewunderung für ihr eigenes mutiges Engagement. Sie ist für viele in der Partei Die Linke zu einer wirklichen Ermutigung geworden: mit ihrer Gewerkschaftsarbeit wie auch mit ihren friedenspolitischen Positionen. Auch hier, in dieser Würdigung ihres Großvaters, zeigt sie sich mit einem klaren, unverstellt marxistischen Blick auf die Gegenwart, indem sie in der »Zeitenwende« des Bundeskanzlers vom 27. Februar 2022 den Beginn eines komplexen Gesellschaftsumbaus durch den Machtblock erkennt, der selbstverständlich auch alles Geschichtsbild und alle Geschichtspolitik einschließt. Mögen sich viele angespornt fühlen, diesem Umbau ihre eigene Lebenserfahrung entgegenzusetzen! Und möge Die Linke rasch lernen, dass auch das zur Entwicklung der von Ines Schwerdtner gewollten sozialistischen Partei gehört.

Wolfram Adolphi, Potsdam

An Vorbildern orientieren

Zu jW vom 19.–21.4.: »›Dieser Preis gehört euch allen‹«

In Zeiten, in denen es darauf ankommt, finden sich Vorbilder nicht so leicht. Unsere Vorbilder machen wir an ihren ganz unterschiedlichen Eigenschaften, am Menschsein, Denken, Überzeugungsfähigkeit u. v. a. fest. Ein solches Vorbild, wie wir es in unseren Tagen mehr denn je brauchen, ist einer wie Rolf Becker. Zu Recht wurde ihm der Rosa-Luxemburg-Preis verliehen. Wer ihn als politisch denkenden und handelnden Menschen erleben konnte, weiß um seinen Kampf um Frieden und Gerechtigkeit, einen Kampf weit über emotionales Empfinden hinaus. »Ich danke meinem Vater auch für den dialektischen Materialismus, der mich bis heute in meinem Denken begleitet«, sind würdigende Worte des Sohnes Ben Becker mit wehender Fahne auf der Bühne, die mehr ausdrücken, als wir vielleicht ermessen können. Denken wir daran, wie oft uns das politische Geschehen, Geschichte, Gegenwart und Zukunftsgedanken gerade das schmerzlichst vermissen lassen; zu allem menschlichen Empfinden die materialistische Dialektik in unserem Denken, die in linker Politik kaum mehr zu finden ist. In der Folge fehlt es an Grundüberzeugungen, Klassenstandpunkt und jedem politischen Verstand samt Vernunft. Übrig bleibt meist die Jagd um und nach Machtpositionen in dieser verkommenen bürgerlichen Demokratie. An Vorbildern wie es Vater und Sohn Becker sind, lässt sich wieder orientieren und aufrichten.

Roland Winkler, Aue

In jedem Bezirk

Zu jW vom 29.4.: »Wien bleibt rot«

Mehr als nur ein Achtungserfolg! Die KPÖ konnte ihre Bezirksvertretungsmandate von 23 auf 48 mehr als verdoppeln und ist nun in jedem Wiener Bezirk vertreten; dies ist mehr als nur ein Achtungserfolg, sondern das Ergebnis einer erfolgreichen marxistischen Politik, die vor einiger Zeit schon in Graz begann, sich über Salzburg fortsetzte. Die ist ein Beispiel, wie man erfolgreich Politik machen kann, wenn man sich von marxistischer Theorie leiten lässt. Glückwunsch allen Genossinnen und Genossen in unserem Nachbarland.

Michael Polster, Berlin

Schmu im Jobcenter

Zu jW vom 25.4.: »Mehr junge Leute ohne Berufsabschluss«

Ich würde die Zahl eher niedriger einschätzen, denn die Jobcenter nutzen das Argument »keine Ausbildung, deshalb sind Sie jetzt Hartz-IV- oder Bürgergeldempfänger«, um die Arbeitslosen für ihre Lage immer selbst verantwortlich zu machen. In den vergangenen Jahren habe ich bzw. haben Bekannte und Freunde im Jobcenter folgendes erlebt: Ausbildungen werden nicht anerkannt, z. B. weil sie außerhalb der EU erfolgten, obwohl sie identisch oder sogar besser waren als in Deutschland. Veraltete Ausbildungen, z. B. Kfz-Mechatroniker (heute ja Mechatroniker), werden nicht anerkannt, und der »Fallmanager« sortiert den Arbeitslosen in die Gruppe derer ein, die gar keine Ausbildung haben. Ein Studium wird nur anerkannt, wenn es vollständig abgeschlossen ist; selbst wenn jemand das Vordiplom hat, wird daraus beim Jobcenter »keine Ausbildung«. Dazu kommen noch die, die kurzfristig selbständig waren usw. Man scheint in der Statistik der BA eine diebische Freude daran zu haben, möglichst viele (junge) Menschen ohne Berufsabschluss zu zählen, selbst wenn dies so gar nicht stimmt. Umgekehrt zu der Zahl der Arbeitslosen, die man mit Tricks heruntermanipuliert. Dazu noch der Irrsinn, dass man beim Bürgergeldantrag Studenten, selbst wenn sie kurz vor dem Abschluss stehen, aber ihnen das Geld ausgeht, zwingt, sich exmatrikulieren zu lassen. Es kommt auch vor, dass das Jobcenter die Neuantragsteller zwingt, eine laufende Ausbildung abzubrechen, weil sonst kein Bürgergeld gezahlt wird. Ein totaler Unsinn, aber viele Fallmanager sind mehr daran interessiert, Lebensläufe zu zerstören, als wirklich in sinnvolle Arbeit zu integrieren.

Christian König, Bremen

Liberazione vereinnahmt

Zu jW vom 28.4.: »Strategische Trauer«

Auch in Ferrara, wo die Besatzer und die Faschisten die aufständische Bevölkerung hart angriffen, sind die Feierlichkeiten zum 25. April sehr offiziell verlaufen. Einige Vertreter der Institutionen haben auf der Piazza del Duomo in der einstigen Hochburg der Italienischen Kommunistischen Partei vor einer Handvoll Besuchern ihre Reden gehalten. Die Besucher durften hinter Absperrgittern aus 150 Metern Entfernung zusehen, wie der Staat die Liberazione vereinnahmte und die Menschen von jeder aktiven Teilnahme ausschloss. Zum Glück zogen eine Stunde später circa 200 Genossen mit roten und palästinensischen Fahnen durch die Stadt mit den Rufen »Siamo tutti antifascisti« und »Ora e sempre Resistenza«.

Angelo Valleriani, per E-Mail

Viele Fallmanager in den Jobcentern sind mehr daran interessiert, Lebensläufe zu zerstören, als wirklich in sinnvolle Arbeit zu integrieren

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