Verfluchte zweite Wahl
Von René Lau
Daran, dass ich manchmal aufschrecken muss, sind Digitalisierung und Smartphone schuld. Mitunter Push-Nachrichten, die ich abonniert habe. In einer hieß es zuletzt: »Hoffenheim II steigt auf.« Hoffenheim? Die sind doch schon im Oberhaus. Die römische Zwei hatte ich übersehen, okay, die zweite Mannschaft also. Aber wohin aufgestiegen? Nach einer kurzen Recherche war klar: In der dritten Liga wird künftig eine weitere Zweitvertretung eines DFL-Vereins spielen. Schon wieder – Zweitvertretungen. Ein leidiges Thema. Denn es ist ja so: In den fünf Regionalligen gibt es jeweils 18 Teilnehmer bzw. 90 Mannschaften insgesamt. Darunter befinden sich 19 zweite Mannschaften. Fünf von ihnen spielen in der Weststaffel der Regionalliga, also in der Liga, in der diese Saison zwei Mannschaften aus finanziellen Gründen den Spielbetrieb einstellen mussten. Eine weitere Mannschaft will nach Einleitung des Insolvenzverfahrens mit einer besseren Kirmestruppe die Saison wenigstens halbwegs sportlich beenden.
Wann begreifen der DFB und seine Regionalverbände, dass zweite Mannschaften nichts im normalen Spielbetrieb verloren haben? Sie bringen kaum Fans mit zu Auswärtsspielen, schmälern somit die Einnahmen der anderen Vereine, die auf jeden Cent angewiesen sind, nicht zuletzt, weil Fernsehgelder und zahlungskräftige Sponsoren Mangelware sind. Auch werden Spieler aus dem Profibereich fleißig hin- und hergeschoben – ein elementarer Eingriff in den sportlichen Wettbewerb.
Wenn dem DFB die Amateure tatsächlich am Herzen liegen, muss er endlich dafür sorgen, Zweitvertretungen in einer eigenen Liga spielen zu lassen. Ein solcher Wettbewerb wäre gerechter, zudem nähme man im Übergangsbereich von Amateur- zum Profifußball anderen Vereinen nicht die Plätze weg.
»Sport frei!« vom Fananwalt.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
-
Leserbrief von Onlineabonnent/in Franz S. (2. Mai 2025 um 08:51 Uhr)Befinden wir uns schon im Sommerloch? Darauf hätte ich wetten können, dass der »Fananwalt« wieder gegen die U21-Mannschaften polemisiert. Und mit welchen Argumenten: »Sie bringen kaum Fans mit zu Auswärtsspielen, schmälern somit die Einnahmen der anderen Vereine«. Wenn ein Verein auf die paar Euro von den Auswärts-Fans angewiesen ist, dürfte er es sowieso schwer haben im Profibereich zu bestehen. Nennenswerte Auswärtsfahrerzahlen gibt es in der dritten Liga ohnehin nur bei Gastspielen von den Spitzenvereinen. Die Zahlen von Viktoria Köln, SC Verl, SpVgg Unterhaching, SV Wehen Wiesbaden und SV Sandhausen unterscheiden sich kaum von Hannover 96 II, VfB Stuttgart II. Borussia Dortmund II liegt sogar noch vor FC Ingolstadt 04 auf Platz 12 der Auswärtsfahrer-Tabelle (https://www.fussballmafia.de/auswaertsfahrer/tabelle/3-liga/). Die zweiten Mannschaften zeigen technisch guten, sehenswerten Fußball. Wenn Hannover II und Stuttgart II sich aktuell in der Abstiegszone befinden, liegt das nur an der mangelnden Erfahrung. Letzteres zeigt auch, dass von einem »elementaren Eingriff in den sportlichen Wettbewerb« nicht die Rede sein kann. Also, lieber DFB und Regionalverbände! Lassen Sie sich nicht beirren: »Sport frei!« für die U21-Mannschaften.
- Antworten
Mehr aus: Sport
-
Als wäre nix gewesen
vom 02.05.2025