Gewalt gegen Drusen eskaliert
Von Ina Sembdner
Der religiöse Anführer der syrischen Drusen nennt es eine »Völkermordkampagne«: Allein am Mittwoch sollen mindestens 15 Kämpfer der vorwiegend im Süden Syriens lebenden Minderheit getötet worden sein. Die in Großbritannien sitzende »Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte« teilte der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag mit, die drusischen Kämpfer seien nahe der Hauptstadt Damaskus in einen Hinterhalt von »mit dem Innen- und dem Verteidigungsministerium verbundenen Kräften und weiteren Kämpfern« geraten. Scheich Hikmat Al-Hidschri erklärte am Donnerstag, dies sei »durch nichts zu rechtfertigen«. Er rief »internationale Kräfte« zum Eingreifen auf, um »den Frieden aufrechtzuerhalten und den Fortgang dieser Verbrechen zu verhindern«.
Insgesamt wurden seit Ausbruch der Kämpfe demnach mindestens 73 Menschen getötet, darunter 42 drusische Kämpfer. Die Kämpfe hatten in der Nacht zum Dienstag im Damaszener Vorort Dscharamana begonnen; Auslöser war eine Tonaufnahme, die den Propheten Mohammed beleidigt haben soll. Sie wurde zunächst einem Drusen zugeschrieben. Das Innenministerium erklärte jedoch, die beschuldigte Person stehe nicht mit der Aufnahme in Verbindung.
Am Mittwoch hatte sich auch Israel, das über die besetzten syrischen Golanhöhen hinaus weiter in Syrien vordringt, in den Konflikt eingeschaltet. In einer Erklärung hieß es vom israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Israel Katz, das israelische Militär habe »eine Warnoperation durchgeführt und eine extremistische Gruppe getroffen«, als diese einen weiteren Angriff auf Drusen in Sahnaja vorbereitete. »Gleichzeitig wurde eine Botschaft an das syrische Regime übermittelt – Israel erwartet von ihm, dass es handelt, um Schaden von den Drusen abzuwenden«, zitierte Reuters aus der Erklärung.
In einer Erklärung aus Damaskus wurden daraufhin »alle Formen ausländischer Einmischung« in die inneren Angelegenheiten Syriens abgelehnt, ohne Israel zu erwähnen. Syrien habe sich verpflichtet, alle syrischen Gruppen zu schützen, »einschließlich der edlen drusischen Sekte«, hieß es von den neuen dschihadistischen Machthabern.
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