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Aus: Ausgabe vom 30.05.2024, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Thiele und Reimann

Zu jW vom 23.5.: »Endlich kriegstüchtig«

Bundespräsident Steinmeier geht ganz sicher nicht auf Thiele und Reimann ein. Max Reimann kämpfte gemeinsam mit Heinz Renner, später mit Hugo Paul, vehement im Parlamentarischen Rat 1948, der nicht demokratisch gewählt war, sondern sich auf die Befehle der westlichen Besatzungsmächte stützte, gegen die Gründung eines westdeutschen Separatstaates. Sich ausdrücklich zu den demokratischen Prinzipien des Grundgesetzes bekennend, lehnten die Kommunisten dieses Dokument der Spaltung Deutschlands ab. Die politische Klasse wird bei der Feierei niemals erwähnen, dass noch während der Verhandlungen des Parlamentarischen Rates Max Reimann, der insgesamt sechs Jahre im Zuchthaus und im KZ Sachsenhausen von den Nazifaschisten eingesperrt war, von einem britischen Militärgericht verhaftet worden ist, weil Max das Befolgen von Spaltungsbefehlen mit der Tätigkeit Vidkun Quislings in Norwegen verglichen hatte. Das Militärgericht verurteilte Max Reimann zu drei Monaten Gefängnis wegen Beleidigung von »alliiertem Hilfspersonal«.

Ebendieses Hilfspersonal beschloss das GG, das nie der westdeutschen Bevölkerung zur Volksabstimmung vorgelegt wurde. Gegen die jüngste Bundestagsabgeordnete der KPD von 1949 bis 1953, Grete Thiele, bis 1945 Mitglied der SPD, von den Nazis dreieinhalb Jahre im Zuchthaus weggesperrt, wurde – noch als Abgeordnete tätig – 1952 ein Haftbefehl erlassen. Zudem entfernte die Stadt Wuppertal sie von der Einwohnerliste – damit war sie faktisch ausgebürgert.

Dankbarkeit und Freude zugleich, als im Bürgerschaftswahlkampf 1975 Max Reimann und Grete Thiele uns in Bremen-Nord besuchten. Max Reimann trat in der Strandhalle Blumenthal an der Weser auf, Grete Thiele im alten Gewerkschaftshaus an der Lindenstraße in Aumund, wo Karl Wastl als Gewerkschaftssekretär der IG Metall viele Jahre arbeitete und Spanien-Kämpfer Gustav Gundelach zu Ehren des 80. Geburtstages von Wilhelm Pieck in den 50er Jahren auftrat. Wir waren als junge Kommunistinnen und Kommunisten dabei; Max ließ sich von Widerstandskämpfer Jakob Pfarr informieren, dass seine Tochter Sonja verheiratet ist, mit dem Sohn von Fidi Harjes, der gemeinsam mit Künstler Heinrich Vogeler die Arbeitsschule im Barkenhoff Worpswede begründete. In Anwesenheit von Grete Thiele überreichten wir im Gewerkschaftshaus unserem Kreisvorstand eine Spende von 2.700 D-Markt für Renovierungsarbeiten in unserem kleinen Parteibüro der DKP.

Gerd-Rolf Rosenberger, Bremen

Stalins Warnung

Zu jW vom 18. bis 20.5.: »BBR«

Als Anhänger des BBR – »Bündnis Bodo Ramelow« – bin ich froh, dass Bodo Ramelow aus der Geschichte der Weimarer Republik gelernt hat. Dort hatten sich die SPD und die KPD bekämpft, und damit den Nazis zur Macht verholfen. Bei der Versammlung zur Aufstellung der Landesliste für den 8. Thüringer Landtag sagte Bodo Ramelow: »Ich kämpfe nicht gegen andere demokratische Parteien, aber ich kämpfe gegen die alltägliche Verharmlosung und Normalisierung des Faschismus!«

Jeder Staat hat das Recht, sich zu verteidigen, aber der Ukraine-Krieg ist eine Katastrophe für alle Linken: Die Großväter hatten gemeinsam gegen Nazis gekämpft. Heutige Frontsoldaten auf beiden Seiten sterben zuerst für die Oligarchen. Diese sind von Kommunisten zum Kapitalisten konvertiert und haben die Sowjetunion zerschlagen.

Davon warnte schon Josef Stalin (Werke, Band 9, S. 29, 7. Dezember 1926): »Was wäre die Folge, wenn es dem Kapital gelänge, die Republik der Sowjets zu zerschlagen? Eine Epoche der schwärzesten Reaktion würde über alle kapitalistischen und kolonialen Länder hereinbrechen, man würde die Arbeiterklasse und die unterdrückten Völker vollends knebeln, die Positionen des internationalen Kommunismus würden liquidiert.« (…)

Nur Einheit und Geschlossenheit kann uns helfen, die AfD in die Schranken zu weisen. Ansonsten wird vielen von uns widerfahren, was mir schon eine von der AfD androhte: »So Leute wie du gehören oben am Ettersberg (KZ Buchenwald)!«

Stanislav Sedlacik, Weimar

Genossen-Du

Zu jW vom 13.5.: »Ramelow sorgt sich um Mitgliederrechte«

Genosse Ramelow! Was Du über »Parteiendemokratie« (korrekt: innerparteiliche Demokratie) sagst, ist ein generelles Problem, seit es »Repräsentativdemokratien« gibt. War das in unserer Partei wie auch schon in der PDS gepflegte Pluralitätsprinzip lange Zeit nützlich, um Linken aller Gnaden in einer gemeinsamen Grundtendenz Kooperation zu ermöglichen, so ist es für alle (auch nichtlinke) Stimmberechtigte seit je auch notwendig zu wissen, was welches Stimmverhalten bewirkt (solange Plebiszite Parlamente noch nicht ganz oder weitgehend ersetzen oder ersetzen könnten) –, um keine Katze im Sack kaufen zu müssen; und z. B. bei Nichtübereinstimmung auch keinen Kater Ramelow (was ohnehin immer unwahrscheinlicher wird).

Besonders perfid ist, lieber Bodo, dass Du mit Deinen Privatmeinungen zu Waffenexporten in Konfliktgebiete oder zur Reaktivierung feudalistischer Frondienste für angebliche »Verteidigung« jederzeit z. B. zu den Grünen, zur SPD oder zur CDU/CSU übertreten könntest, ohne uns als Linke weiter zu beschädigen. Du bist aktuell einziger Regierungschef auf Länderebene auf linkem Ticket, somit ist Deine Funktion repräsentativ, was von Deinen Positionen niemand sagen wird. Damit trägst Du aktiv dazu bei, unser vorläufig letzter Ministerpräsident gewesen zu sein. Nebenbei hätte Dein Übertritt zu einer Dir zuträglicheren Organisation den Vorteil, dass Du mein Genossen-Du dann nicht mehr ertragen müsstest. Ich böte Dir jedenfalls gerne das Sie an.

Bernhard May, Solingen

Sich ausdrücklich zu den demokratischen Prinzipien des Grundgesetzes bekennend, lehnten die Kommunisten dieses Dokument der Spaltung Deutschlands ab.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren. Denn nicht allen lernen die junge Welt kennen, da durch die Beobachtung die Werbung eingeschränkt wird.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!