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Aus: Ausgabe vom 24.05.2024, Seite 16 / Sport
Beim Fananwalt

Die Datei muss weg

Von René Lau
Der Fananwalt_Logo.jpg

Die Saison ist gelaufen. Der Fußballfan denkt darüber nach, wie er die Zeit bis zur neuen überbrücken kann. Klar, die EM könnte man wohl schauen. Aber begeistert ist man nicht. Gleichwohl sollte die EM Anlass sein, nachzudenken – über sich als Fußballfan und über das teils hochproblematische Drumherum. Denn: Die Repressionsmaschine läuft und läuft.

Nehmen wir die »Datei Gewalttäter Sport« – eine zentrale polizeiliche Datei, in die der Fan bereits eingetragen werden kann, wenn er am Bahnhof beim Auswärtsspiel seine Personalien abgeben muss. Was das mit Gewalt zu tun hat? Nichts. Seit Jahren kritisiere ich die Datei, sie ist eines Rechtsstaates unwürdig: Niemand wird über die Eintragung informiert, niemand bekommt eine Rechtsmittelbelehrung. Die Konsequenzen der Eintragung können erheblich sein, etwa wenn die Bundespolizei einen Fan nicht für den Familienurlaub ausreisen lässt, eben weil er in der Datei steht.

Prompt kündigt Innenministerin Nancy Faeser (SPD) an, die Eintragungen während der EM auf ausländische Fans auszuweiten. Ein Skandal, nicht zuletzt, weil im Koalitionsvertrag der Ampel steht, die Datei auf Rechtsstaatlichkeit, ­Löschfristen, Transparenz und Datenschutz hin zu überprüfen. Eineinhalb Jahre vor der nächsten Bundestagswahl ist die Koalition davon freilich ungefähr so weit entfernt wie das DFB-Präsidentenamt für den Fananwalt.

Die »Datei Gewalttäter Sport« gehört nicht nur reformiert. Ihre Abschaffung wäre die einzige rechtsstaatlich vernünftige Konsequenz. Die Datei stigmatisiert Fußballfans, ist nicht aussagekräftig, ein Instrument der Polizeiwillkür. Solange sie existiert, sollten Fans die fußballfreie Zeit nutzen, eine Auskunftsabfrage zu ihrer Person vorzunehmen und gegebenenfalls die Löschung eingetragener Daten zu beantragen oder einzuklagen.

»Sport frei!« vom Fananwalt.

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