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Aus: Ausgabe vom 23.05.2024, Seite 16 / Sport
Sportpolitik

Für immer stumm

Die aalglatte Funktionärskarriere der früheren Fechterin Britta Heidemann beim IOC
Von Andreas Müller
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Die ehemalige Fechterin Britta Heidemann beim Ball des Sports in der Frankfurter Festhalle (17.2.2024)

Als Athlet kann man es auch nach der Karriere weit bringen. Vorausgesetzt, man hat keine Meinung, sagt zu den großen sportpolitischen Fragen am besten gar nichts oder zumindest nichts Kritisches über das Internationale Olympische Komitee (IOC). Das sorgt für Sympathien bei IOC-Präsident Thomas Bach, der einen dann gerne protegiert. Ein Paradebeispiel für eine hohe Mandatsträgerin ohne Worte ist ­Britta Heidemann. Die 41jährige, 2008 Olympiasiegerin im Degenfechten, wurde gerade in den Vorstand der Olympic Refuge Foundation (ORF) berufen. Natürlich von Bach, der der ORF vorsitzt, sowie von seinem Kovorsitzenden Filippo Grandi, dem Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UN), wie das IOC am Dienstag mitteilte.

Heidemann tritt ihr neues Amt am 1. September an. Damit hat die studierte Sinologin aus Köln, seit 2022 auch Markenbotschafterin der Daimler Truck AG, 2017 in den Aufsichtsrat des 1. FC Köln gehievt und offiziell als freiberufliche Unternehmensberaterin unterwegs, einmal mehr reichlich Freiflüge gebucht. Als sie 2016 als Interessenvertreterin der Athleten auf dem Sprung ins IOC war, wollte sie vorab nicht einmal öffentlich ihr »Wahlprogramm« kundtun. Nachdem sie den Platz in der Athletenkommission eingenommen hatte – erst recht Schweigen im Walde. Über zwei Legislaturperioden hinweg praktisch kein Wort von ihr, etwa in der teilweise erregten Diskussion über mehr Rechte für Aktive oder zur Beteiligung von Olympiateilnehmern an den satten Gewinnen des IOC. Dafür acht Jahre lang üppiges Tagesgeld bei den IOC-Meetings.

Einmal stumm, immer stumm. Statt dessen ein Sachbüchlein mit dem realsatirisch anmutenden Titel »Glück ist eine Frage der Haltung«. Oder Auftritte in der TV-Show »Ewige Helden« vor fünf Jahren. Nun also der Anschlussvertrag. Wer Heidemann darauf anspricht, dürfte eine Seifenblase wie diese zur Antwort bekommen: Ich möchte dem Sport gern auch weiterhin etwas zurückgeben.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Franz S. (24. Mai 2024 um 15:30 Uhr)
    Ich kannte die frühere Fechterin Britta Heidemann bisher nicht. Was hat die Frau Schlimmes getan, dass sie hier so unsachlich und unfreundlich angegangen wird? Einen Job beim Internationalen Olympischen Komitee angenommen? Welch ein Verbrechen! Zu großen sportpolitischen Fragen sagt sie nichts Kritisches über das Internationale Olympische Komitee? Der IOC-Präsident hat wie jeder Chef bei der Auswahl seiner Mitarbeiter bestimmte Erwartungen und Kriterien: Loyalität, konstruktive Mitarbeit, fachliche Qualifikation. Die fachliche Qualifikation dürfte bei der neunzehnfachen Medaillengewinnerin (3x Gold, 7x Silber, 9x Bronze) außer Frage stehen. Dass sie fließend chinesisch spricht, wird auch von Vorteil gewesen sein. Am IOC gibt es ist sicher einiges zu kritisieren. Aber dazu gibt es doch die Medienmeute hierzulande. Die schießt mit Vorliebe gegen ihr Feindbild FIFA oder IOC. Zum Beispiel der SZ-Journalist Thomas Kistner in seinem Buch über Thomas Bach: »Putins Olygarch«. Wenn es aber wirklich etwas zu kritisieren gibt, wie aktuell den Ausschluss der russischen und belorussischen Sportler von der Athletenparade der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris, bleiben sie stumm bzw. auf der vorgegebenen politischen Linie.

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