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Aus: Ausgabe vom 23.05.2024, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Verstehen Sie Spaß?

Zu jW vom 4./5.5.: »Das Lachen nicht verlernen«

Kaum zu glauben, was Wenzel im Leipziger Werk 2 widerfuhr, welches sich für alternative, autonome Kulturarbeit feiern lässt. Aber in unser Leipzig, das »Kleine Paris«, fallen die Spießer ein!

Aufgewachsen um die Ecke kenne ich noch die ursprüngliche Fabrik, wo fleißig gearbeitet wurde und wir Sägespäne fürs Meerschwein holten. Wäre es mal dabei geblieben! Ende der 80er mussten wir die Wandlung unseres gemütlichen Connewitz zur gewalttätigsten Schmuddelecke der BRD miterleben. Die dort herumgeisternden Typen haben mit unserem Geist der von Goethe gepriesenen, gebildeten Leute so wenig gemein wie die zugezogenen! Gemeint sind Sachsenverächter. Wer nach Connewitz auf Konzerte geht, darf nicht zartbesaitet sein. Wie alle Menschen mit gesundem Verstand lieben wir Sachsen den deftigen Witz. Mokiert sich einer darüber, ist Schluss mit lustig, dann wermer gemeene! Also Werk-2-Betreiber: »Was uns nicht umhaut, macht uns härter.« Wenzel wünsche ich noch größte Erfolge.

H. Presberger, Potsdam

»Makabre Merkwürdigkeiten«

Zu jW vom 14.5.: »Staatsschutzfall des Tages: Schäubles Grab«

Als ich meiner Frau die Posse vorlas, die – zugegebenermaßen – makabre Merkwürdigkeiten um Schäuble wie auch zu Kohl beinhaltet, flossen mir die Tränen und auch die Stimme versagte mehrmals wegen der mir vorschwebenden Bilder, so dass ich mehrmals unterbrechen musste. Mein Dank an den Autor! Und wie glänzend bemerkt: »beweist der Vorfall, dass Schäuble und Kohl sich auch im Tod nichts schenken«. Ich meine, es hat Symbolkraft über den Tod hinaus für das ganze System.

Heinz-Joachim Reiß, Berlin

Steuern statt Frondienste

Zu jW vom 13.5.: »Demnächst Heldenklau«

Homer (Ilias) bzw. Gustav Schwab (»Sagen des klassischen Altertums«) erzählen von Kassandra, deren Weissagungen durchweg eintrafen, aber von keinem Menschen geglaubt wurden. Wäre sie oder ihresgleichen vor gut 50 Jahren noch im aktiven Orakeldienst gestanden, so hätte sie uns erzählt, dass schon binnen weniger als 50 Jahren ein CSU-Minister die Aussetzung der Wehrpflicht anregen und ins Werk setzen würde, und dass ein SPD-Minister sie in gut 50 Jahren reaktivieren würde. Für Jüngere: Das hätte nicht nur ich so nicht geglaubt, und ich bin empört, es noch erleben zu müssen. Die SPD der Ära Brandt (1969–1974) war der Union wenigstens um die Entspannungspolitik voraus, von vielen wurde sie auch in anderen Fragen als nicht ganz so reaktionär wie die CDU/CSU wahrgenommen.

Die Verpflichtung von Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern gegenüber dem Gemeinwesen besteht in der Zahlung von Steuern. Frondienste sind als Relikt aus der Feudalzeit anzusehen. Es ist gewissermaßen logisch, dass die politische Rechte – AfD, FDP, CDU/CSU und inzwischen leider auch die SPD – aufgrund ihres pathologischen Verhältnisses zur Steuerpflicht und -gerechtigkeit sowie ihrer illusionären Träume von einer steuerfreien Anomie derartige Frondienste empfehlen muss, weil sie als genuiner Staatsfeind jegliche Steuer als bessere Alternative zu Frondiensten ablehnt. Im Umkehrschluss kann das Eintreten für Staatlichkeit, Gemeinsinn, Solidarität und – vorab auch bürgerliche – Demokratie ausschließlich steuerfreundlicheren Parteiformationen zugebilligt werden. (…)

Bernhard May, Solingen

Es ist möglich

Zu jW vom 15.5.: »Nakba ohne Ende«

Die hervorragende Beilage sollte nicht damit enden, »eine Zweistaatenlösung (sei) unmöglich« gemacht worden. So ist es nicht! Nach dem Ende des Algerienkrieges 1962 mussten noch viel mehr Menschen ihre Settlements verlassen, als es jetzt israelische Siedler im Westjordanland, einschließlich Ostjerusalem, gibt. Aber es fehlt der politische Wille. Nur ein einziger Monat eines totalen Waffenembargos der Westmächte, vor allem der USA und Deutschlands, und jede beliebige israelische Regierung müsste nach »Oslo« zurückkehren und endlich halten, was damals versprochen worden ist. Zwei wie auch immer vertraglich verbundene Staaten sind nach wie vor möglich, mit palästinensischen Gemeinden in Israel, mit israelischen Siedlungen im Westjordanland – was enden muss und wird ist die koloniale Landnahme durch den Staat Israel und »seine« Siedler jenseits der »Grünen Linie« von 1967! Könnte sich der UN-Sicherheitsrat auf eine umfassende Blockade Israels einigen, solange bis es endlich konkrete Schritte hin zu einer Zweistaatenlösung unternimmt, wäre die Zeit für Netanjahu, Ben-Gvir und weitere Verfechter der Vertreibung der Palästinenser aus ihrem Land abgelaufen. Die angebliche »Unmöglichkeit« dieser Lösung beruht einzig und allein auf der imperialistischen Unterstützung des jüdischen Siedlerstaates auf arabischem Boden, schwindet diese, wie beim Apartheidstaat Südafrika um 1990, öffnet sich auch der Weg zu einer gerechten Lösung des Konfliktes.

Volker Wirth, Berlin

»Einfühlsamer Bewunderer«

Zu jW vom 14.5.: »Ein deutsches Bestiarium«

Danke für dieses Porträt zum Gedenken an Wiglaf Droste! Er war für mich einer der hellsten Köpfe im deutschen Kulturbetrieb und hat das deutsche Wesen gnadenlos treffsicher kenntlich gemacht. Einer seiner besten Treffer war für mich sein Kommentar zu Sarrazins »Deutschland schafft sich ab«: »Immer diesen leeren Versprechungen!«

Daneben, das kommt bei Schölzels hervorragender Würdigung Drostes leider etwas zu kurz, konnte Droste die wirklichen Könner unter Musikern, Sängern, Schriftstellern kenntnisreich und treffend beschreiben und anpreisen, er unterschied zwischen den Nur-Promis und den echten Stars, die durch Leistung strahlen. Droste war eben nicht nur Polemiker, sondern auch einfühlsamer Bewunderer der wahren Größen, ich konnte viel von ihm lernen, z. B. über Peter Hacks oder auch Kinky Friedman. (…)

Emmo Frey, Dachau

Wiglaf Droste war für mich einer der hellsten Köpfe im deutschen Kulturbetrieb und hat das deutsche Wesen gnadenlos treffsicher kenntlich gemacht.

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