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Aus: Ausgabe vom 22.05.2024, Seite 10 / Feuilleton

Häuser, Piur, Biewer, Gregor, Rauschenbach

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Wartet auf würdige Rollen: Helga Piur

Die Damen und Herren Burschelmann, Luschmihl, Pittuhn und Seidenschnur, nicht zu vergessen Pilei (Pionierleiter) Alfons aus dem Kollegium und die Kinder Harald, Bärbel Patzig oder Sonja Zunder, die sich – erraten! – um den altklugen Schüler Ottokar Domma scharten, gedachten am Pfingstmontag ihres geistigen Vaters Otto Häuser, der sie im Eulenspiegel wie auch in vielen Büchern bekannt machte. Der Pädagoge und Satiriker (das kann zusammenpassen!) kam vor 100 Jahren in Böhmen zur Welt, wurde mit dem Titel »Verdienter Lehrer des Volkes« ausgezeichnet und erhielt kurz vor seinem Tode 2007 noch ein Bundesverdienstkreuz. Damit ist er ein Unikat!

Von einer Schulklasse handelte auch ein Film, der am Beginn der Laufbahn von Helga Piur stand. In »Die aus der 12 B« nach einem Stück von Hedda Zinner kommt es 1962 zu einem Streik von Abiturienten, der jedoch keine harten Konsequenzen zeitigt. Damals lag die Ausbildung als eine der letzten Schülerinnen des großen Eduard von Winterstein hinter ihr, das Kinderfernsehen machte sie als Bastelinchen Bastelei oder Puppe Edelgard zum Liebling, und es gelang ihr, sich sowohl als Musicaldarstellerin (»Der Dieb von San Marengo«, 1963; »Orpheus in der Unterwelt«, 1974) als auch in ernsten Rollen (»Martha, Martha«, 1979) zu behaupten. Als Häppchen in ihrer Kultserie »Zahn um Zahn« (1985–1988) war sie erst kürzlich wieder präsent. Dass dem Publikumsliebling seit Jahren nur Rollen angeboten werden, die ihrer nicht würdig sind, ist bezeichnend für die heutige TV-Landschaft.

Ihrem Mann Günter Stahnke zuliebe hatte Piur 1986/87 einen winzigen Auftritt in dem Musical »Maxe Baumann aus Berlin«, in dem Maxi Biewer eine größere Rolle übernahm. Die Tochter des Schauspielerpaars Brigitte Krause und Gerd Biewer hatte das Talent ihrer Eltern geerbt, aber in den neunziger Jahren ihr Auskommen als »Wetterfee« bei RTL gefunden. Obwohl sie am Freitag erst 60 wird, hat sie sich aus der Arbeit verabschiedet und lebt in Kanada.

Ob Erika Gregor Filme mit Piur oder Biewer zur Kenntnis nahm, darf bezweifelt werden, denn die aus dem Bremer Raum stammende Filmkuratorin hat sich stets mit Film als Kunst in der ganzen Welt und gerade auch aus Osteuropa und der DDR auseinandergesetzt. Als Studentin in Westberlin lernte sie 1957 den späteren Filmkurator Ulrich Gregor kennen, und beide teilten die Leidenschaft, über Filme produktiv zu streiten. Sie waren Mitbegründer der Freunde der Deutschen Kinemathek und gründeten das Programmkino Arsenal, wo beide Pioniere der internationalen Filmkritik am Sonntag vormittag mit vielen Filmausschnitten anlässlich von Erikas 90. Geburtstag ausgiebig gefeiert werden können – und ganz öffentlich im Kino Arsenal!

Nicht ausgeschlossen, dass auf der Veranstaltung auch Eduard Schreiber auftaucht, der bei der Defa mit Dokumentarfilmen und Essays Aufmerksamkeit erregte. Im von den beiden Gregors betreuten Forum des Jungen Films der Berlinale lief 1990 sein Film »Ich war ein glücklicher Mensch«, in dem sich ein Journalist, der in der DDR zeitweilig Repressionen unterworfen war, von der grundsätzlich moralischen Überlegenheit seines Staates überzeugt zeigt. Schreiber, der aus Schlesien stammt und in Leipzig studierte, ist auch für Künstlerporträts über Heinrich Vogeler und Wieland Förster bekannt und wurde am 21. Mai 85 Jahre alt.

Sketche für TV-Sendungen hat Erich Rauschenbach beigesteuert, aber nachdem er ebenfalls am Dienstag 80 wurde, wäre doch endlich ein Porträtfilm über den berühmten Karikaturisten fällig. Der gebürtige Sachse wurde als Kind Westberliner, studierte Grafikdesign und belieferte zahlreiche Zeitungen und Journale mit komischen, verrückten, aber auch politischen Zeichnungen und Strips. Mit einer Auflage von weit über einer Million Büchern (zuletzt 2021 »Irre Zeiten« im Eulenspiegel-Verlag) pocht der Künstler auf sein Recht, sich zur Ruhe zu setzen. Wer weiß, wie lange er das durchhält.

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