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Aus: Ausgabe vom 22.05.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Great Barrier Reef in Australien

Keine Ruhepause fürs Riff

Great Barrier Reef hat schwerste Bleiche aller Zeiten hinter sich
Von Thomas Berger
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Teil einer globalen Korallenbleiche: Great Barrier Reef im Sommer 2023/24

Das Great Barrier Reef nordöstlich von Australien ist ein so einzigartiger wie bedrohter Schatz der Natur. Aus rund 2.900 einzelnen Korallenriffen bestehend, bietet es zahllosen Fischarten und anderen Spezies Lebensraum. Sterben die Korallen in großer Zahl ab, bricht das komplexe Ökosystem in sich zusammen.

Umfassende Untersuchungen eines Teams der Reef Authority (etwa: Riffbehörde), des Australian Institute of Marine Sciene und von CSIRO, der zentralen australischen Wissenschaftsbehörde, haben nun ergeben, dass der Sommer 2023/24 den Korallen so stark zugesetzt hat wie bisher keiner zuvor. In den zurückliegenden Monaten untersuchten die Forscher an die 1.000 Riffe des Great Barrier Reef und einige mehr in der Straße von Torres. Seit Mitte April liegt das umfassende Datenmaterial zur Analyse vor. 73 Prozent der betrachteten Bestände sind demnach geschädigt; 200 Jahre alte Korallen in bedauerlichem Zustand. Betroffen sind diesmal nicht nur die südlichen und mittleren Bereiche des Great Barrier Reef, sondern zunehmend auch die nördlichen Ausläufer.

Beigefügte Karten zeigen die Meerestemperaturen entlang der australischen Ostküste in Rot und Dunkelrot, was für die dortigen Korallen Hitzestress in den Alarmstufen eins bis vier bedeutet. Bei Tasmanien zeigt sich sogar ein größerer Fleck in Lila, farbliche Markierung der höchsten Alarmstufe fünf. Die Wassertemperaturen gehen in vielen Bereichen längst nicht mehr in solchem Maße temporär zurück, dass echte Erholungseffekte möglich werden.

Im Gebiet des UNESCO-Weltnaturerbes ist es die fünfte schwere Korallenbleiche in acht Jahren. Zu dem gravierenden Hitzestress kamen seit Dezember zwei schwere Tropenstürme und Flutkatastrophen. Zudem dokumentierte das Forscherteam eine drastische Ausbreitung des Dornenkronenseesterns, dem zentralen Fressfeind der Korallen. Bei zentralen Arbeitsschwerpunkten hätten Tourismusunternehmen mitgeholfen, teilte die Riffbehörde mit. So seien an 272 Tourismusstandorten 65.000 Bilder erstellt und an die Riffüberwachung übermittelt worden. Mit Hilfe der gewonnenen Daten könne nun ein besserer Überblick zur Schwere der Bleiche verschiedener Korallenarten in verschiedenen Tiefen erstellt werden.

Seit 2016 wird die Korallenbleiche mehr und mehr zum Dauerzustand. Korallenforscher Ove Hoegh-Guldberg von der Universität von Queensland sieht möglicherweise Kipppunkte überschritten, erklärte er gegenüber ABC. Was sich vor Australien vollzieht, ist dabei Teil der zweiten globalen Korallenbleiche binnen eines Jahrzehnts. Deren Vorhandensein wurde von Wissenschaftsteams rund um den Planeten bestätigt.

Boulder-Korallen (Porites) mit ihrem Durchmesser von bis zu zehn Metern sind im Great Barrier Reef nicht wegzudenken. Die sogenannten Bommies können an die 600 Jahre alt werden, erinnerte Korallenforscherin Kate Marie Quigley in einem kürzlich auf phys.org veröffentlichten Aufsatz. Einige Exemplare vor der australischen Küste könnten rund 400 Jahre alt sein, 80 schweren Zyklonen und mehreren Korallenbleichen getrotzt haben. Die riesigen Boulder-Korallen entsprächen uralten Baumgiganten in einem Wald auf dem Meeresboden. Sie sicherten dem Riff Halt und Resilienz. Dank ihnen hätten sich viele Riffe bisher immer wieder erholen können. In der Tat verfügen Korallen über beachtliche Widerstandskraft, wie sich bei früheren Bleichen gezeigt hat. Doch bringt deren gesteigerte Häufigkeit inzwischen auch die Bommies an den Rand des Aussterbens: Es gibt während der immer schneller aufeinanderfolgenden Bleichen einfach kaum noch Zeit zur Regeneration großflächiger Schäden.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (21. Mai 2024 um 20:20 Uhr)
    … und ich dachte »Lautsprecher machen ein totes Riff wieder lebendig? (https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2022/03/wie-musik-korallenriffe-retten-kann). Gibt es zu wenig Lautsprecher? Müssen die Chinesen helfen? Die könnten doch ihre PV-Fabriken zu Korallenbeschallungsanlagenfabriken umbauen, oder?

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