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Schlaf gut, Gregor

Von Pierre Deason-Tomory
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Viel Trubel zum 100. Todestag: Franz Kafka

Von Hegel ist bekannt, dass er Kant kannte, aber Kafka nicht. Das könnte daran liegen, dass der Prager bummelte und erst nach Hegels Himmelfahrt auf die Welt kam. Am 3. Juni 1924 starb Franz Kafka, ohne dass die Welt bemerkte, was ihr verloren ging, sein bevorstehender hundertster Todestag erfährt eine Aufmerksamkeit, die ihm lebendig womöglich unerträglich gewesen wäre: Bücher erscheinen, ein Kinofilm und eine Fernsehserie, und die Dampfradios lesen und erzählen reihum von und über Kafka. Das »Radiokolleg« bringt von Dienstag bis Donnerstag den dreiteiligen Grundkurs »Ich bin Ende oder Anfang« (jeweils 9.30 Uhr, Ö 1). Dass man Kafka auch singt, rappt und tanzt, soll uns das Hörcomic »Kafka ­unchained« der US-amerikanischen Autoren Malgorzata Zerwe und David Zane Mairowitz zeigen (DLF, ORF 2014, Di., 19 Uhr, Radio 3). 1919 schrieb der Schriftsteller seinen nie abgeschickten »Brief an den Vater (1/4)«, Gerhard Hermann hat ihn im Jahr 2000 für den Hessischen Rundfunk eingesprochen (Mo., 9.30 und 14.30 Uhr, HR 2 Kultur). NDR Kultur beginnt ebenfalls am Montag die Lesung  »Ansturm gegen die Grenze (1/7)« mit Bodo Primus, es gibt Auszüge aus Kafkas Tagebüchern (NDR 2017, Mo., 22.04 Uhr). Schließlich sei schon jetzt auf Peter Simonischek mit »Der Verschollene (1/26)« hingewiesen, der ab Mittwoch kommender Woche zu hören sein wird (RBB 2017, jeweils 13.30 und 22.30 Uhr, Radio 3).

Der ARD-Radio-Tatort »Shiki­micki« in dieser Woche kommt wieder aus der Schweiz des Jahres 2056, in der es keine Morde mehr gibt. Aber auf Querulanten herabfallende Klimaanlagen (SRF 2024, Mi., 21 Uhr, HR 2 Kultur, Fr., 19.04 Uhr, WDR 3, 19.05 Uhr, RBB Kultur, Sa., 17.04 Uhr, WDR 5, 19.04 Uhr, SWR Kultur, 20 Uhr, SRF 2 Kultur, 20.03 Uhr, Bayern 2, So., 17.04 Uhr, SR 2, 19.04 Uhr, NDR Kultur, Mo., 21.05 Uhr, Bremen 2, 22.04 Uhr, MDR Kultur). Von Lust und Last der Metamorphose erzählt das Hörspiel  »Lorbeer« von Enis Maci und Camille O (DLF Kultur 2024, Mi., 22.03 Uhr). Der Deutschlandfunk kündigt das Feature »Rechtsextreme vor Gericht (1/4)« über den Lübcke-Prozess mit der Einordnung an, der Tod des Kassler Regierungspräsidenten sei »der erste rechtsextrem motivierte Mord im demokratischen Deutschland seit 100 Jahren« gewesen. Man hat sich verzählt, es waren anerkannt mehr als einhundert und vermutet mehr als dreihundert, nur zwischen 1990 und 2020 (DLF 2024, Do., 20.30). Ägypter jüdischer, koptischer und muslimischer Prägung spielen in »Europa, halbnah« Domino gegen das Verschwinden des Kosmopolitischen; Hörspiel von Eva Meyer und Eran Schaerf (BR 2024, Fr., nach 20.05 Uhr, Bayern 2). Der Dokumentarfilmer Theo Gallehr hat im und direkt nach dem »Deutschen Herbst« 1977 die Hysterie eingefangen und zu einer Collage verarbeitet: »Wer hat Angst vor dem Milchmann?« (RB 1979, Sa., 18.05 Uhr, DLF Kultur). Familiären Mordwahn vertonte Sergei Rachmaninow in den Einaktern »Aleko« und »Francesca da Rimini«, die das Münchner Rundfunkorchester im Januar im Prinzregententheater aufgeführt hat (Sa., 20 Uhr, auf den meisten ARD-Kulturwellen). Am Sonntagfrüh erwacht im Radio »Der Zaubergarten«, in dem sich ein kasachisches Märchen abspielt (HR 2023, 8.04 Uhr, HR 2 Kultur). Die vielbepreiste Magdalena Schrefel hat ein Stück vorgelegt, in dem sich zwei Aktivistinnen »mit Rucksäcken auf dem Rücken durch den Metallzaun zwängen« und dabei podcasten. Wie man sich labernd mit Gepäck durch Maschendraht presst, erfahren wir bei der Premiere von »Was zündet, was brennt« (WDR 2024, So., 17.04 Uhr, WDR 5).

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren. Denn nicht allen lernen die junge Welt kennen, da durch die Beobachtung die Werbung eingeschränkt wird.

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