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Aus: Ausgabe vom 16.05.2024, Seite 8 / Ausland
Schutz von Minderjährigen

»Der Respekt, den sie bei uns genießen, macht viel aus«

Philippinen: Kinder unter 15 werden nicht länger inhaftiert. Stiftung will Schutz und Perspektive bieten. Ein Gespräch mit Shay Cullen
Interview: Thomas Berger, Olongapo
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Soziale Sicherheit wird immer noch vielen Minderjährigen verwehrt (Symbolbild, Manila, 6.7.2023)

Auf den Philippinen engagiert sich Ihre Stiftung seit 1974 für Kinderrechte und minderjährige Opfer sexualisierter Gewalt. Wie hat sich die Situation zuletzt entwickelt?

Unter der vorherigen Regierung von Rodrigo Duterte hatten wir in größerer Zahl Kinder in Gefängnissen. Damit ist es vorbei. Kinder bis 15 Jahre dürfen jetzt nicht mehr inhaftiert werden. Aber das ist nur ein Teilerfolg, denn Jugendliche über 15 sitzen nach wie vor in den Knästen – nunmehr auch in ganz normalen Zellen. Doch wir lassen nicht locker.

PREDA hat in der Region Cebu das Projekt »Zweite Chance« aufgelegt. Dort wird in Kooperation mit lokalen Gerichten auch die Altersgruppe Ü15 freigelassen. 26 Jugendliche haben wir bisher in dieses Programm aufnehmen können. Ihnen wollen wir vor allem durch Bildungsangebote und solide Betreuung eine echte Perspektive eröffnen. Und obwohl es bei uns offene Türen und keine Gitterstäbe gibt, sind sie alle immer noch voller Elan dabei. Unter anderem die Behandlung mit Respekt, die sie bei uns genießen, macht viel aus.

Gibt es Zahlen, wie viele Minderjährige in den Gefängnissen sitzen?

Nein, das war schon immer eine Art Staatsgeheimnis.

Es tut sich in bezug auf Kinderrechte also zuletzt einiges.

Senatorin Risa Hontiveros (von der linken Frauenliste GABRIELA, jW) hat sich fest vorgenommen, einen speziellen Kindergerichtshof zu etablieren. Das ist ein sehr gutes Projekt und hat den Rückhalt des UN-Berichterstatters. Wir haben mit unseren Netzwerken unterstützend an den Obersten Gerichtshof geschrieben, dass dieser sich einschaltet. Das Problem ist: Zwar hat jede größere Stadt ein Familiengericht, die sind aber mit Adoptionen, Scheidungen und anderen Fällen so überfordert, dass kaum noch Kapazitäten für Kinderrechtsfälle bleiben. Kinder müssen da schon allein auf einen Anhörungstermin sehr lange warten – und werden oft wieder zu ihren Peinigern zurückgeschickt.

Welchen politischen Rückhalt gibt es?

In unserem Heim am Stadtrand von Olongapo betreuen wir derzeit 65 Mädchen unterschiedlichen Alters, die Opfer von Pädophilen waren. Die Politik hat sich viele Jahre lang nicht sonderlich für das Thema interessiert. Ablesen lässt sich das vor allem daran, dass bis vor einiger Zeit das gesetzliche Mindestalter für straffreien Geschlechtsverkehr bei zwölf Jahren lag. Erst, nachdem verstärkt auch jüngere Frauen als Abgeordnete ins Parlament eingezogen waren, hat sich das verändert – und es war wesentlich Risa Hontiveros, die dann die Gesetzesänderung durchsetzen konnte, die Altersgrenze auf 16 Jahre anzuheben. Das war 2022.

Zweifellos ein großer Erfolg?

Ja, Sex mit Jüngeren gilt nun hochoffiziell als Vergewaltigung, mit den entsprechenden Strafen. Das ist ein großer Schritt. Es gibt auch ein Gesetz gegen Kinderehen. Diese haben unter anderem bei einigen indigenen Gemeinschaften eine höchst fragwürdige Tradition. Wir haben auch in diesem Kontext schon Kinder gerettet – darunter ein 14jähriges Mädchen, das von einem 30jährigen schwanger war. Er hatte sie im Gegenzug für einen Sack Reis und ein Schwein als Ehefrau bekommen. Das neue Gesetz, das solcherlei explizit verbietet, ist jetzt seit etwa einem Jahr in Kraft.

Sie haben auch den gesamten Onlinebereich im Visier.

Ja, es gibt schon lange Kampagnen, die sich an die Internetprovider, Mobilfunkgesellschaften und andere Akteure richten. Ich habe selbst 2009 mitgeholfen, ein erstes Gesetz zu entwickeln. 2022 kam ein weiteres hinzu, das eindeutig verbietet, Filme und anderes Material zu verbreiten, das auf Missbrauch von Kindern basiert. Die Provider kommen ihrer Kontrollpflicht aber längst nicht nach, und es ist extrem wichtig, dass sich auch gerade in den USA etwas tut, um das Internet von kinderpornografischen Inhalten zu befreien. Denn unsere Behörden reden sich noch zu oft heraus, da schlicht keine Befugnisse zu haben.

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