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Aus: Ausgabe vom 27.04.2024, Seite 5 / Inland
Statistisches Bundesamt

So viele in Teilzeit wie noch nie

Vor allem Frauen von prekärer Beschäftigung betroffen. Überdurchschnittliche Quote in der Pflege wegen hoher Arbeitsbelastung
Von Gudrun Giese
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In der Pflege sind die Teilzeitquoten aufgrund der hohen Arbeitsbelastung mit 39 bzw. 43 Prozent bei beiden Geschlechtern überdurchschnittlich hoch

Immer mehr Menschen arbeiten in Teilzeit. Das geht aus einer aktuellen Auswertung des Statistischen Bundesamtes hervor. Dabei ist der Unterschied zwischen Männern und Frauen enorm: 2023 arbeitete jede zweite Frau in Teilzeit, bei den Männern waren es 13 Prozent. Insgesamt stieg die Quote im Vergleich zum Vorjahr um einen Prozentpunkt auf 31 Prozent – ein Rekord. Im Zehnjahresvergleich stieg die Teilzeitquote bei den Frauen um zwei, bei den Männern um drei Punkte. Die Gründe für die Reduzierung der Arbeitszeit bzw. die Aufnahme einer Teilzeitbeschäftigung waren bei beiden Geschlechtern unterschiedlich. Bei den Frauen spielte die Geburt eines Kindes und die anschließende Betreuung mit 67 Prozent die Hauptrolle, in der Erwerbsarbeit kürzerzutreten. Nur neun Prozent der Väter reduzierten ihre Arbeitszeit wegen der Kinderbetreuung. Männer nutzen die Zeit vor allem für Aus- und Weiterbildung oder ein Studium. 24 Prozent von ihnen arbeiten deshalb in Teilzeit, aber nur acht Prozent der Frauen.

Nach Angaben der Statistiker gibt es mit 27 Prozent der 12,2 Millionen Teilzeitbeschäftigten eine relativ große Gruppe, die dies »aus freien Stücken« tut. Weder Kinder noch Weiterbildung, Krankheit oder betrieblicher Druck spielten hier eine Rolle. In der Kranken- und Altenpflege hingegen sind die Teilzeitquoten aufgrund der hohen Arbeitsbelastung mit 39 bzw. 43 Prozent bei beiden Geschlechtern überdurchschnittlich hoch. Und es gibt Branchen wie den Einzelhandel, in denen kaum jemand Vollzeit arbeitet, wie die Gewerkschaft Verdi weiß. Hier bedeutet unfreiwillige Teilzeit ein kaum existenzsicherndes Einkommen und perspektivisch eine Minirente. Die Statistiker sehen »Chancen«, Teilzeitbeschäftigte zu Mehrarbeit zu motivieren und so dem sogenannten Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Für viele bedeutet eine Teilzeitbeschäftigung überhaupt erst die Möglichkeit, erwerbstätig zu sein, weil sie nur so Beruf und Familie unter einen Hut bringen können. Warum dies zumeist Teilzeit für Frauen bedeutet, wird von den Statistikern nicht hinterfragt.

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