4. Mai, Diskussion zu Grundrechten
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4. Mai, Diskussion zu Grundrechten
Aus: Ausgabe vom 22.04.2024, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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»Jede Waffe findet ihren Krieg«

Zu jW vom 16.4.: »Sudan: Größte Flüchtlingskrise der Welt«

Ich war in den vergangenen acht Jahren dreimal im Sudan. Meine Eindrücke beziehen sich auf die Region rund um Port Sudan, die sich damals in Richtung Tourismusmagnet vor allem für Sporttaucher entwickelte. Trotz der damals schon geltenden Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes sind wir, meine Tauchpartner und ich, immer voller positiver Eindrücke und vor allem immer mit neuen Freundschaften mit Einheimischen nach Hause zurückgekehrt. Um so schmerzhafter ist für mich diese Entwicklung. Im Hafen von Port Sudan haben wir immer offen und frei mit Einheimischen über ihre Probleme und ihr Leben reden können. Wir haben die unendliche Gastfreundschaft der Sudanesen erlebt. Allein darüber könnte ich ein Buch schreiben. Mir ist ein Gespräch mit einem Bootsmann von unserem Safarischiff in Erinnerung. Er bat mich, ihm zu helfen, nach Deutschland zu kommen. Meine Frage nach dem »Warum« und meiner Bemerkung, das es doch vor Ort soviel zu tun gäbe für ein besseres Leben für alle Sudanesen sagte er einen für mich entscheidenden Satz: »Ich baue lieber bei Heckler und Koch Maschinengewehre zusammen, als mich hier von diesen deutschen Waffen töten zu lassen.« Dieser Satz hat mich sehr geprägt. Wir müssen es endlich beenden, dass deutsche Waffen in Krisengebiete geliefert werden. Denn diese Lieferungen erzeugen erst die Fluchtursachen und die bittere Not in den betroffenen Ländern – nicht nur im Sudan, sondern auch im Jemen, in Palästina und anderswo. Und auch alle anderen Waffenlieferungen sind zu beenden – jede Waffe findet ihren Krieg. Waffenexporte, egal von wem, sind die Vorbereitung und die Durchführung von kriegerischen Handlungen. Schluss mit den Waffenexporten – für immer!

Andreas Eichner, Schönefeld

Transparenz und Widerspruch

Zu jW vom 17.4.: »Kampf um die Köpfe«

Bundeskanzler Scholz liefert wieder ein exzellentes Beispiel für die Doppelmoral des Westens. Unser aller Vorbild USA haben ein derartiges Gesetz, wie das in Georgien diskutierte über die »Transparenz der Öffentlichkeit«, bereits seit 1938: den Foreign Agents Registration Act, hier im Original auf der Seite des US-Justizministeriums: justice.gov/nsd-fara.

Wikipedia erklärt dazu unter anderem: Der Foreign Agents Registration Act »ist ein 1938 verabschiedetes Gesetz der Vereinigten Staaten. Es schreibt vor, dass Personen, die in den USA politisch oder semipolitisch (wirtschaftlich) für ausländische Rechtspersonen tätig sind, diese Tätigkeit anmelden, dokumentieren und genehmigen lassen müssen«.

Vielleicht hätte jemand dies dem Bundeskanzler Scholz sagen sollen, bevor er den georgischen Regierungschef Irakli Kobachidse maßzuregeln versuchte.

Till von Thile, Berlin

Augenwischerei mit Blech

Zu jW vom 18.4.: »Schutzmacht für Tesla«

Eines möchte ich vorausschicken: Eine Verkehrswende kann nicht darin bestehen, ein Auto gegen ein anderes auszutauschen – soll heißen: Verbrenner gegen E-Autos. Die Masse an Autoblech bleibt die gleiche, wenn nicht sogar mehr als vorher. Augenwischerei also. Nur eine ausgesprochene Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs kann als ehrliche Verkehrswende angesehen werden. Ein Ansatz, der vielen autoaffinen Politikern dieser Republik überhaupt nicht behagt und auch nicht gewollt ist. Ja, was nun Tesla in Brandenburg anbelangt – die ja großspurig angekündigt hat, jährlich eine halbe Million E-Autos zu produzieren und nun kleine Brötchen backt –, scheint sich das zu bewahrheiten, was ich persönlich schon vor einigen Jahren vorausgesehen habe: Politik und Wirtschaft haben von Anfang an auf eine völlig falsche Antriebstechnik gesetzt. Praktisch aufs falsche Pferd. Wohl wissend, dass die Batterietechnik alles andere als nachhaltig ist, wurde mit Brachialgewalt auf E-Mobilität gesetzt, Wirtschaftsstrukturen wurden blind auf eine Technik hin geschaffen, die in ihrem Wirkungsgrad grottenschlecht ist und kaum einen Autofahrer dazu animieren dürfte, sich solch ein Gefährt anzuschaffen. Die gegenwärtigen Verkaufszahlen sprechen ja eine beredte Sprache. Die Blindheit, mit der auf Teufel komm raus auf diese Technik gesetzt wurde, rächt sich jetzt bitterlich. Warum aber hat man nicht eine Brennstoffzellentechnik favorisiert, die zwar weitaus komplexer ist, im Gesamtergebnis aber weitaus nachhaltiger und vor allem effizienter arbeitet. Allein die Aussage, dass Alstom-Züge mit Brennstoffzellenantrieb bei Testfahrten über 1.000 km fuhren, bevor sie aufgeladen werden mussten, ist mehr als überzeugend. Milliarden wurden bei der E-Mobilität in eine Technik versenkt, die in ihrer ökologischen und Effizienzbilanz denkbar schlecht ist. Dass Musk jetzt Stellen abbauen will – auch in Brandenburg – zeigt, dass er gepokert hat, mit schlimmen Auswirkungen für die Belegschaft.

Rudi Eifert, Langenhagen

Wo ist der Metal hin?

Zu jW vom 19.4.: »Im Regen rosten«

(…) »Gut, ich hatte vorsorglich meine Waffen (Hammer, Sichel, T-34) zu Hause gelassen« – brillant auf den Punkt gebracht! Und ja, lange Haare waren einfach »in«, eine Lederjacke gehörte dazu. Meine hatte ich Mitte der 70er bei einem ČSSR-Besuch gekauft, leider Wildleder, aber mein ganzer Stolz. Sie war richtig, als sie speckig wurde. Berluc höre ich heute noch gern und singe im Auto laut mit, »No bomb«, »Hallo, Erde«, auch wenn Ralf »Bummi« Bursy eher mein Fall war. Gibt es denn DDR-Heavy-Metal heute noch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu hören? Die Masse der DDR-Künstler wird ja, unverständlicherweise auch in Brandenburg, von den Öffentlich-Rechtlichen boykottiert.

Dagmar Jahn, Zeschdorf

»Ich baue lieber bei Heckler und Koch Maschinengewehre zusammen, als mich hier im Sudan von diesen deutschen Waffen töten zu lassen.«

Tageszeitung junge Welt am Kiosk

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Franz S. (24. April 2024 um 10:01 Uhr)
    »Ich baue lieber bei Heckler und Koch Maschinengewehre zusammen, als mich hier von diesen deutschen Waffen töten zu lassen.« Dieser Satz klingt eigentlich zu perfekt, um wahr zu sein. Der Bootsmann scheint alle Waffenschmieden der Welt zu kennen. Wurde ihm der zynische Satz in den Mund gelegt? Und wenn er schon politisch so gut informiert ist, warum möchte er ausgerechnet nach Deutschland? Und ausgerechnet zu Heckler und Koch. Dort baut er dann die Waffen zusammen, vor denen sich seine (im Land gebliebenen) Landsleute fürchten müssen.
    Wäre es nicht besser, der Bootsmann bliebe im Land, schnappte sich eines dieser Maschinengewehre und kämpfte auf der richtigen Seite? Waffen sind ja nicht automatisch schlecht, es kommt eben darauf an, in welchen Händen sie sich befinden.