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Aus: Ausgabe vom 19.04.2024, Seite 14 / Feuilleton

Nachschlag: Geisterstadt

Kalenderblatt | DLF-Audiothek
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Gabriel García Márquez (r.), hier 2012

An der Seite seiner Mutter reist Gabriel García Márquez 1950 in seinen Geburtsort Aracataca im karibischen Teil Kolumbiens. Sie wollen das Haus der verstorbenen Großeltern verkaufen, in dem der angehende Schriftsteller seine Jugend verbrachte. Hier hatte ihm die Großmutter unglaubliche Geschichten erzählt, die noch immer in ihm gären. Sie finden eine Geisterstadt. Seitdem die US-amerikanische United Fruit Company (heute Chiquita), die die Menschen hier jahrzehntelang ausgebeutet hatte, abgezogen ist, ist auch der moderate Wohlstand des Bananenbooms zerronnen. Aracataca liegt moribund dämmernd, in erdrückender Armut. García Márquez hat sein Thema gefunden: Am Beispiel des Ortes wird er die Zyklen des Kolonialismus erzählen. Dieser Schlüsselmoment steht auch im Zentrum des DLF-Kalenderblatts zu seinem zehnten Todestag. So treffend García Márquez’ schriftstellerische Entwicklung dargestellt ist, so beflissen werden seine sozialistischen Überzeugungen ignoriert. Weder von seiner Unterstützung der kubanischen Revolution, noch von seinem journalistischen Werk erfährt man etwas. Es ist kein Zufall, dass letzteres noch immer einer Übersetzung ins Deutsche harrt. Es dürfte den Bundesdeutschen weit schlechter gefallen als der Magische Realismus seiner Romane. (pm)

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