4. Mai, Diskussion zu Grundrechten
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Aus: Ausgabe vom 22.04.2024, Seite 10 / Feuilleton
Hardcore

Mehr Melody war nie

Ist das noch Metal-Punk oder doch schon Punk-Metal? »Dead Rebellion« von Strung Out
Von Norman Philippen
Jason Cruz  (1).jpg
»We are the walking dead / fully automatic, lost in the static« – Strung Out

Klingt so das endgültige Ende mit dreiviertelstündigem Schrecken? Des aus dem Hause Fat Wreck Chords kommenden Melodic-Cores? Sind Strung Out nach 35 Jahren ganz bandnamenkompatibel total fix und fertig? Relative Richtungsfragen. Konventionelle Alben-von-vorne-nach-hinten-Hörer könnten dem Opener »Future Ghosts« des zehnten Studioalbums »Dead Rebellion« abhören, es könne sich hier um eine nur fett produzierte, mäßig innovative, ganz gute Nu-Metalband der 2000er zum Wiederwegklicken handeln. Alte Herren halt, die ein bisschen den tonalen Anschluss verloren, mit Machine-Head-Metalanleihe loslegen und daher auch Sachen singen wie »We are the walking dead / fully automatic, lost in the static«.

Mit diesem Refrain ist man allerdings schon beim zweiten Song »Signal Fires«. Der nach ca. Refused meets Bad Religion in deren allerbesten Tagen klingt. Wie die sehr gute Idee, sich »Dead Rebellion« doch mal im ganzen Dutzend vorzunehmen. Um dem ollen Opener zu entgehen, also auch der Dramaturgie wegen am besten von hinten. Dann erhört sich via – des als Intro besser intonierten – »Plastic Skeleton« und »Dystopian Party Bus« schneller, dass Strung Out nicht nur noch bei ihrem Leisten sind, sondern der Bandgeschichte womöglich beste Leistung bringen. Mit »Veronica’s Song« sollten zehn Minuten reichen zu erkennen: »This ain’t the time to hang your head so low.« Und sich zu erinnern, dass Strung Out immer mal-mehr-Punk-Metal-als-Metal-Punk, aber immer auch eine Fat-Wreck-Metalband waren.

Weshalb der Twin-Guitar-Smasher »White Owl« auch die feinste Fusion von Melodycore und Metal-Galore ist, die fünf Altabgefuckte heutigen jungen Hüpfern zwecks Begeisterung eines nicht zu Unrecht vergreisenden Kampfklangenres anbieten können. Warum es aktuelle Abfuckaspiranten – mit oder ohne Skateboard/Metalmatte – noch zum (Skate-)Punk ziehen sollte, wurde seit zwanzig Jahren selten besser beantwortet. Zwölf, gut, sagen wir: neun gute Gründe bieten zweiundvierzig Minuten »Dead Rebellion«. Mehr Melody war nie drin im Core. Mehr (Oomphtata-New-/Trash-Classic-Glam-Speed-you name it!-)Metal/Metal-Core/(Post-)Hardcore auch nicht. Selbst Jason Cruz’ Stimme, die mich vom Superfinden Strung Outs immer ausschloss, erklingt meiner maßgeblich D.-I.-Y-Meinung nach nun doch noch erkleklisch. Neuneinhalb Sterne von nur vier Punkten. Klares Album des Tages der Spalte.

Strung Out: »Dead Rebellion« (Fat Wreck Chords)

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