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Aus: Ausgabe vom 09.04.2024, Seite 5 / Inland
Tarifverhandlung Luftsicherheit

Einigung in Sicht

Schlichterempfehlung zu Tarifrunde für Luftsicherheit
Von Gudrun Giese
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Nach fünf erfolglosen Verhandlungsrunden legten die Beschäftigten bundesweit mehrere Flughäfen lahm (München, 17.2.2023)

Nach mehreren Streiks und anschließender Schlichtung zeichnet sich ein Ende der Tarifrunde für bundesweit rund 25.000 Beschäftigte in der Luftsicherheit ab. Allerdings bahnt sich für das Jahresende die nächste Auseinandersetzung in diesem Bereich an.

Am Montag morgen präsentierte Hans-Henning Lühr (SPD), der Schlichter in der Entgelttarifrunde, nach dreitägigen Verhandlungen mit Vertretern des Bundesverbands der Luftsicherheitsunternehmen (BDSL) und der Gewerkschaft Verdi eine Einigungsempfehlung, der die Beteiligten zustimmten. Bis diesen Dienstag mittag waren die Gremien der Tarifvertragsparteien aufgerufen, über Annahme oder Ablehnung des Schlichtervorschlags zu befinden. Bis dahin wird Verdi nicht zu Streiks aufrufen.

Die Empfehlung des Schlichters sieht Stundenlohnerhöhungen für die Beschäftigten vor, die differenziert nach Entgeltgruppen 1,60 bzw. 1,80 Euro in einem ersten Schritt, weitere 0,75 und dann noch einmal 0,45 bzw. 0,35 Euro innerhalb von insgesamt 15 Monaten betragen. Die betrieblichen Angestellten in operativen Bereichen sollen rückwirkend zum 1. April 7,8 Prozent, ab 1. September wiederum 3,4 und ab 1. Januar 2025 1,5 Prozent mehr Gehalt bekommen. Auf beidseits akzeptierte Regelungen für die Bezahlung von Mehrarbeit und Überstunden konnten sich die Tarifparteien nicht verständigen, so dass Schlichter Lühr empfahl, vorerst die bisherigen Regelungen in Kraft zu setzen und die Tarifverhandlungen zum Jahresende wieder aufzunehmen.

Verdi-Verhandlungsführer Wolfgang Pieper lobte die Empfehlungen für die Entgelterhöhungen, da die Gewerkschaft damit einen wesentlichen Punkt ihrer Forderungen habe durchsetzen »und den Kaufkraftverlust der Beschäftigten nachhaltig ausgleichen« können. Wichtig sei zudem gewesen, die Entgelte für die vergleichbaren Tätigkeiten in den Gruppen I und II weiter anzugleichen. Das alles wäre ohne das Engagement der Beschäftigten nicht erreicht worden. Die hatten nach fünf erfolglosen Verhandlungsrunden ab Mitte März bundesweit an mehreren Flughäfen gestreikt. Da auch die anschließende sechste Verhandlungsrunde mit dem BDSL ergebnislos blieb, schlug Verdi die Schlichtung durch den Juristen und früheren langjährigen Bremer Finanzstaatsrat Lühr vor.

Verdi hatte Lohnerhöhungen von 2,80 Euro pro Stunde, höhere Funktionszulagen und Mehrarbeitszuschläge ab der ersten Überstunde bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von zwölf Monaten gefordert. Die Erhöhung wird nun fast erreicht, jedoch gestückelt und über einen Zeitraum von 15 Monaten. Allerdings bedauerte Verdi-Verhandlungsführer Pieper ausdrücklich, »dass sich die Arbeitgeber weiterhin beharrlich weigerten, Mehrarbeitszuschläge ab der ersten Überstunde zu zahlen«. Den Beschäftigten brenne das Thema auf den Nägeln. Verdi will bei nächster Gelegenheit, mit dem Ende der vorläufig weiter geltenden Altregelungen, den Kampf für die Bezahlung der Mehrarbeit ab Stunde eins wiederaufnehmen. Nach der Tarifrunde ist vor der Tarifrunde.

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