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Aus: Ausgabe vom 06.04.2024, Seite 8 / Ansichten

Imagekampagne des Tages: Mord und Totschlag

Von Dusan Deak
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Tödliches Handwerk: Impression von Militärübung mit deutschen und tschechischen Soldaten bei Tangermünde (26.3.2024)

Nachdem die Ampelregierung am 1. April 2024 den Drogenhandel übernommen hat und seitdem vollständig kontrolliert, will sie sich nun verstärkt anderen vernachlässigten Arbeitsfeldern zuwenden. Zum Beispiel dem miesen Image von Krieg, Mord und Totschlag. Die drei leiden seit Generationen unter einem schlechten Leumund und eingeschliffenen Vorurteilen. Viele Menschen halten Krieg, Mord und Totschlag für gesundheitsschädlich bis grob gefährlich. Helfen kann da nur eine massive Imagekampagne. Krieg, Mord und Totschlag müssen endlich raus aus der Schmuddelecke!

Vorschläge für so eine Medienoffensive finden sich im neuen Operationsplan für eine gesamtstaatliche Verteidigung Deutschlands. Der sei vom territorialen Führungskommando der Bundeswehr fristgerecht zum 31. März vorgelegt worden und werde nun unter Einbeziehung unterschiedlicher Ressorts strategisch ausgewertet, so ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Freitag.

Die Einzelheiten sind geheim, aber wie jW aus informierten Kreisen erfuhr, hält das Außenministerium einen Vorschlag für besonders vielversprechend. In Analogie zur Umbenennung von Prostituierten zu »Sex­arbeiter:innen« sollen Soldat:innen, Mörder:innen und Totschläger:innen künftig »Todarbeiter:innen« heißen. Die neue Bezeichnung soll fortan nicht nur in allen offiziellen Dokumenten verpflichtend verwendet, sondern Betroffene auch tariflich abgesichert werden. Mit einer 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich und geregelten Arbeits-, Urlaubs- und Elternzeiten unter Berücksichtigung der Work-Life-Balance und Klimaneutralität sollen die einst verpönten Jobs der »Todarbeits«-Branche wieder attraktiv gemacht werden. Fehlendes Fachpersonal könnte im Ausland angeworben werden. Östlich der Curzon-Linie finden sich ausreichend Trainingsmöglichkeiten.

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  • Leserbrief von Roland Winkler aus Aue (9. April 2024 um 14:56 Uhr)
    Wie kann Drogenhandel mit Krieg etwas zu tun haben? Seit wir bei Engels lernen konnten, wie doch die scheinbar entferntesten Dinge in Zusammenhang stehen können. Ampelregierung, Krieg und Drogen verweisen bei näherem Nachdenken schnell und real auf bestehende Abhängigkeiten und Zusammenhänge. Seit Marx wissen wir und erleben es mit Entwicklung des Kapitalismus in fortgeschrittenstem Stadium, dass es für diese Gesellschaft nichts gibt mit dem sie nicht nach profitabler Vermarktung strebt. Nichts was nicht zur Ware gemacht werden könnte. Menschen- oder Organhandel, Handel mit menschlicher Gefühlswelt, alledem begegnen wir hier und heute. Finanzgeschäfte, Spekulation, Betrug, Gaunerei, nichts davon ist verboten, was vom Menschsein entfremdet. Vieles, von dem man glaubte, es könne nie zu Markte gehen, tritt mit Niedergang des Kapitalismus den Beweis des Gegenteils an. Wenn Cannabis als Droge durchaus auf die menschliche Psyche wirken kann, könnte das nicht vieles in dieser Gesellschaft dem einzelnen erträglicher machen? Vielleicht wird es leichter sich auch an Krieg, Mord, Totschlag und Schlachtfeld zu gewöhnen?

    Wir können uns sicher sein, Politiker von zahllosen Lobbyisten gesteuert, von Geschäftemachern mit der Droge umgeben, bis zu gewissenlosen »Fachleuten«, die wir mit Corona schon erkennen konnten, das Geschäft mit der Droge hat ihr bei der Entscheidung geholfen. Es wird sicher ganz anders genannt. Es wird uns als ein weiterer Schritt zu und in mehr Freiheit weisgemacht, was gern geglaubt wird. Was braucht Politik und Militär gerade am dringendsten? Es braucht, wie wir immer lauter vernehmen, junge Menschen, Minderjährige auch gerne, die psychisch das Kriegsgeschäft ganz normal sehen, nicht darüber nachdenken, sich nicht scheuen oder danach sehnen, ihre Verwirklichung, wenn nicht anders auf dem Schlachtfeld die Anerkennung zu finden.
    Am Telefon verriet mir heute mein in Berlin wohnender Sohn, es rieche überall nach dem neu legitimierten Duft, von deren Freiheit offenbar reichlich Gebrauch gemacht wird.
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Franz S. (8. April 2024 um 17:01 Uhr)
    So geht staatstragende Satire: Man schreibe »Verteidigung Deutschlands« und »Verteidigungsministerium« statt Kriegsministerium.
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Michael M. aus Berlin (6. April 2024 um 21:34 Uhr)
    Sie Schelm vergaßen des HErrn Waffensegner zu erwähnen. Der HErr Generalfeldprediger möge Sie vergällen.

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