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Aus: Ausgabe vom 26.03.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Wasserknappheit

Poolparties auf dem Trockenen

Die indische Großstadt Bengaluru leidet unter akutem Wassermangel. Zum Frühlingsfest Holi wurde dennoch feuchtfröhlich gefeiert
Von Thomas Berger
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Trotz Dürre auf dem Subkontinent: Ausgelassene Stimmung am Montag, hier etwa in Guwahati

Auch in diesem Jahr wird das farbenfrohe hinduistische Frühlingsfest Holi mit Poolparties und »Regentänzen« gefeiert. In der indischen Metropole Bengaluru machten diverse Hotels und Veranstalter zum Start des Festes am Wochenende entsprechende Angebote. Umweltschützer und Behörden kritisierten dies scharf, hat die als Indiens »Silicon Valley« bekannte Stadt doch seit Jahren ein gravierendes Problem mit der Wasserversorgung, die immer extremere Ausmaße annimmt. Und obwohl den Menschen die heißeste und trockenste Zeit des Jahres im April und Mai noch bevorsteht, war die Wassersituation bisher noch nie so gravierend wie in diesem Februar und März. Der Ministerpräsident des Bundesstaats Karnataka, Siddaramaiah, hatte den Mangel in der Stadt vergangene Woche mit 500 Millionen Litern Wasser pro Tag beziffert. Von 14.000 Bohrbrunnen in Bengaluru seien mittlerweile 6.900 ausgetrocknet, so die eindringliche Warnung.

Bauboom, fortschreitende Versiegelung, Verschwinden einstiger Grünflächen und eine stetig wachsende Bevölkerung haben die Regenerierung der lebenswichtigen Ressource erschwert. Doch auch der Klimawandel enthält der Region mit seinen immer stärker spürbaren Auswirkungen ausreichende Niederschläge vor. Etwa 60 bis 70 Prozent der von Bengaluru genutzten Wassermengen werden dem Kaveri entnommen – entweder dem Flusslauf selbst oder dortigen Stauseen. Wieviel Kaveriwasser Karnataka eigentlich anstauen und für sich selbst nutzen darf, sorgt trotz geltender Abkommen mit dem Nachbarstaat Tamil Nadu am Unterlauf des Stroms nahezu jedes Jahr für Streit.

Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch in der Metropole wird mit 150 Liter pro Tag angegeben. Das ist aber eine rein statistische Größe. Denn die realen Unterschiede sind enorm. Gerade viele der Ärmeren müssen schon jetzt mit weit weniger auskommen. Nur noch fünfmal waschen oder duschen pro Monat, strenge Rationierungen für Wäschewaschen, Toilettengänge und zum Kochen sind in einigen Stadtteilen längst Alltag. Mobile Wassertanker füllen für einen Haushalt mit neun oder zehn Personen einmal fünf 20-Liter-Eimer auf. »Bei uns bräuchten wir vier Wassertanker täglich, es kommen aber nur ein oder zwei«, sagte ein Einwohner des Vorstadtviertels Babusapalya Reportern des Fernsehsender NDTV. Zwar habe es geholfen, dass die Stadtverwaltung die Preise festgeschrieben habe, die reine Menge sei aber weiterhin unzureichend.

Und dabei dürfte es bleiben, auch wenn die städtische Wasserbehörde Bangalore Water Supply and Sewe­rage Board (BWSSB) versucht, gegenzusteuern. Ab dem 15. März hatte die BWSSB bereits eine verringerte Versorgung für große Abnehmer angekündigt. Schrittweise sollen die Wassermengen für Großbetriebe, Flughäfen, Bahngesellschaften und selbst Krankenhäuser um bis zu 20 Prozent reduziert werden, wurde ein Behördensprecher vom Umweltmagazin Down to Earth nach einer Krisensitzung der BWSSB-Führung zitiert. Indem man die Mengen für 300.000 größere Abnehmer reduziere, solle die Gesamtversorgung für 14 Millionen weiterhin sichergestellt werden, so Behördenchef Ram Prasath Manohar. Demnach könnten die Reserven noch bis Juli reichen. Die verschwenderische Feierpraxis von Hotels und Veranstaltern will die BWSSB nun mit Strafen von bis zu 5.000 Indische Rupien (rund 50 Euro) sanktionieren, kündigte die Behörde an.

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