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Aus: Ausgabe vom 18.03.2024, Seite 2 / Ausland
Weltjugendfestival 2024 in Sotschi

»Der Schwerpunkt lag auf kulturellem Austausch«

Russland: Delegationen aus 180 Ländern beim Weltjugendfestival in Sotschi. Ein Gespräch mit Skarleth Gisela Avila Padilla
Interview: Thorben Austen, Quetzaltenango
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Eröfnungszeremonie des Weltjugendfestivals in Sotschi, Russland (2.3.2024)

Sie haben als Teil der Delegation aus Honduras Anfang März am »Festival der Jugend« in Sotschi, Russland, teilgenommen. Was hat Sie motiviert, dorthin zu fahren?

Der zentrale Punkt war die Multikulturalität, das Kennenlernen anderer Kulturen aus Afrika, Asien, den arabischen Ländern, aber auch aus anderen Teilen Lateinamerikas. Es war ein sehr interessantes Festival, dass die Vielfalt auf der Welt gezeigt hat. Die Präsidentin von Honduras, Xiomara Castro, hat das Festival sehr unterstützt, um Jugendlichen die Möglichkeit für diesen Austausch zu geben. Allein in Russland werden fünfzig verschiedene Muttersprachen gesprochen, manchmal waren in einem Bus Personen zusammen, die zehn verschiedene Sprachen sprachen. Das war wirklich spannend. Nach dem Festival blieben wir noch etwas in Russland und lernten verschiedene Städte sowie Teile der Geschichte des Landes kennen.

Aus welchen Ländern kamen die Delegationen?

Soweit ich weiß, waren Delegationen aus 180 Ländern weltweit eingeladen. Der Schwerpunkt lag wohl auf Teilnehmern aus dem globalen Süden. Ob letztlich auch alle Eingeladenen teilnehmen konnten, kann ich nicht sagen. Ich habe gehört, es war auch eine kleine Delegation aus Deutschland da, aber da bin ich mir nicht sicher. Die Delegationen aus Lateinamerika haben sich ein Jahr lang auf das Festival vorbereitet und die einzelnen Teilnehmer ausgewählt. Aus unserem Nachbarland Guatemala war eine Delegation der Landarbeiterorganisation Codeca (Komitee für bäuerliche Entwicklung, jW) anwesend.

In deutschen Medien wurde wenig über das Festival berichtet. Und falls doch, dann hieß es meist, dass es eine »Propagandashow« der russischen Regierung gewesen sei. Tatsächlich ging das Festival auf eine Initiative des russischen Präsidenten Wladimir Putin zurück. Wie haben Sie die Inhalte auf dem Festival wahrgenommen?

Es ist richtig, Wladimir Putin war eine zentrale Person auf dem Festival. Eine der prinzipiellen Aussagen während der Veranstaltung waren die Wahrung der Menschlichkeit und die Verteidigung der Souveränität unserer Länder. Auch wurde sich für eine progressive Einheit der Völker und eine Welt ohne Grenzen ausgesprochen, in der die Unterschiede zwischen den Völkern uns nicht spalten, sondern einen. In diese Richtung gingen auch die Worte von Wladimir Putin.

Der vorherige russische Präsident Dmitri Medwedew soll auf dem Festival gesagt haben, die »Ukraine ist Teil Russlands«. Welche Rolle spielte der Ukrai­ne-Krieg während dieses mehrtägigen Zusammentreffens junger Menschen aus der ganzen Welt?

Das Thema wurde kaum angesprochen. Der Schwerpunkt des Festivals lag auch auf dem kulturellen Austausch und weniger auf direkt politischen Themen.

Warum ist die Teilnahme an Festivals wie diesem für Menschen aus Lateinamerika wichtig?

Sie ist sehr wichtig, auch unter dem Aspekt der wirtschaftlichen Zusammenarbeit. China ist ein wichtiger ökonomischer Akteur in Lateinamerika, auch für Honduras. Auf dem Festival hatten wir die Möglichkeit, uns auch mit chinesischen Delegierten auszutauschen. Wie ich schon sagte, Präsidentin Xiomara Castro unterstützt sehr den Austausch von jungen Leuten aus Honduras mit Brudervölkern überall auf der Welt.

Die Welt ändert sich, der Einfluss Westeuropas und der USA nimmt ab. Länder wie China, Russland und Indien spielen zunehmend eine wichtige Rolle. Wie wirkt sich das auf Lateinamerika aus?

Ja, das war auch auf dem Festival zu merken. Zum Beispiel wurden Initiativen im Bereich der Architektur und des Ingenieurwesens die Möglichkeit gegeben, Projekte vorzustellen, die in unseren Ländern umgesetzt werden können. Es war deutlich zu merken, dass Russland daran interessiert ist, jungen Leuten zwischen 19 und 35 Jahren Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen, beispielsweise im wirtschaftlichen, aber auch im sozialen Bereich und bei der gemeinsamen Nutzung der Ressourcen in unseren Ländern.

Skarleth Gisela Avila Padilla war Mitglied der honduranischen Delegation beim Festival der Jugend im russischen Sotschi

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