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Aus: Ausgabe vom 16.03.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
René Benko

Der große Signa-Schlussverkauf

Verkauf der Tochtergesellschaften der insolventen Gruppe beginnt. Vielen Beschäftigten droht Jobverlust
Von Gudrun Giese
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Schlechte Aussichten: Die Kaufinteressenten geben nur 60 von 92 GKK-Filialen eine Chance für den Weiterbetrieb

Eine Woche der Entscheidungen für den maroden Signa-Konzern des österreichischen Immobilienspekulanten René Benko steht bevor: Am Montag stimmen die Gläubiger der Signa Prime Development den Sanierungsplan der insolventen Tochtergesellschaft ab. Freitag enden dann die Bieterprozesse für den Verkauf der insolventen Warenhaussparten Galeria Karstadt-Kaufhof (GKK) sowie KaDeWe Group.

Nichts Gutes bahnt sich für die noch rund 15.500 Beschäftigten der bundesweit 92 GKK-Filialen an. Nach Insiderinformationen, über die am Donnerstag die Süddeutsche Zeitung (SZ) berichtete, geben alle Kaufinteressenten nur 60 Warenhäusern eine Chance für den Weiterbetrieb. Das hätte zum wiederholten Mal einen heftigen Stellenabbau zur Folge. Offenkundig beziehen sich die Bieter mit ihren derzeit nicht öffentlich bekundeten Vorhaben auf Aussagen von GKK-Chef Olivier van den Bossche. Der hatte Anfang des Jahres nach Bekanntwerden der dritten Insolvenz der Galeria-Häuser innerhalb von dreieinhalb Jahren von »gut 60« profitablen Filialen gesprochen. Insgesamt belaufe sich der Umsatz der Kette derzeit auf etwa 2,5 Milliarden Euro jährlich, nach 2019 noch 4,5 Milliarden Euro, so die SZ. Die Insolvenz war wegen der Gesamtsituation bei Signa, des ausbleibenden Sanierungsbeitrages in Höhe von 200 Millionen Euro sowie den massiv überhöhten Mieten unumgänglich geworden.

Von anfangs sechs Kaufinteressenten sollen noch vier übrig sein. Bekannt seien der US-amerikanische Parfüm- und Kosmetikkonzern Coty, die Investmentabteilung des französischen Warenhauskonzerns Galeries Lafayette und der favorisierte Düsseldorfer Finanzinvestor Droege Group. Offiziell bestätigt wurde nichts davon. Sollte Droege den Zuschlag bekommen, wären Betriebsräte bei GKK und die Gewerkschaft Verdi alarmiert. Hatte sich der Finanzinvestor doch nach Übernahme des Weltbild-Verlages 2014 für erheblichen Stellenabbau entschieden. Ähnliches könne den Warenhäusern drohen, so ein Betriebsrat gegenüber der SZ. Viel tun könnten die Beschäftigten und ihre Vertretungen nicht, da in diesem Verfahren die Gläubiger und der Insolvenzverwalter entschieden.

Auch bei der insolventen Signa-Tochter KaDeWe Group, zu der neben dem Berliner Luxuskaufhaus auch das Hamburger Alsterhaus und Oberpollinger in München gehören, soll bis zum 22. März über die Vergabe entschieden werden. Interesse an einer Übernahme zeigt nach Informationen von Bloomberg das Stuttgarter Modehaus Breuninger. Es bereite mit der Investmentbank Macquarie ein Angebot vor, berichtete am Donnerstag das Manager-Magazin, und soll bereit sein, mehr als 100 Millionen Euro in das Geschäft zu investieren. Insgesamt soll es noch mehr als zwölf Interessenten geben, die für die KaDeWe Group bieten. Unklar ist derzeit das Vorgehen der thailändischen Central Group, die 50,1 Prozent an der Gruppe hält und Immobilienanteile an den Luxuswarenhäusern besitzt.

Bereits am Montag werden die Gläubiger der Signa Prime Selection über den Sanierungsplan abstimmen. Laut TZ vom Freitag bahnt sich ein vollständiger Ausverkauf an, um die Schulden in Höhe von 4,5 Milliarden Euro zum Teil zu begleichen. Verwertbares Vermögen solle verwertet werden, hatte Insolvenzverwalter Norbert Abel mitgeteilt. Dazu gehören die KaDeWe Group, der »Elbtower« in Hamburg, die Frankfurter Hauptwache, das Goldene Quartier in Wien und weitere Immobilien. Auch über den Sanierungsplan der Signa Development Selection soll am Montag abgestimmt werden. Hier summieren sich die Forderungen auf 2,2 Milliarden Euro. Die Gläubiger werden vermutlich maximal 30 Prozent ihres geschuldeten Geldes zurückerhalten. Mittlerweile häufen sich die Vorwürfe gegen Signa, 600 Millionen Euro »illegal« transferiert zu haben, berichtete die Financial Times. Die Staatsanwaltschaft München ermittelt wegen Geldwäsche.

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