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Aus: Ausgabe vom 16.03.2024, Seite 8 / Ansichten

Kampagne des Tages: BND-Logo

Von Felix Bartels
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Spione wie wir: BND sucht Rekruten

Ein Geheimdienst macht Öffentlichkeitsarbeit. Paradox wie der ganze Rest des Universums. Am Freitag stellte der Bundesnachrichtendienst sein neues Logo vor, das Image soll sein Image aufpolieren. Im Kapitalismus wird alles Markt, auch das Feld der Geheimdienste. Im Wettkampf um Rekruten muss man sich was einfallen lassen. »Vom Mysterium zur Marke« benannte die PR-Abteilung das entsprechend. »Wir haben mehr Altersabgänger, als wir junge Leute finden können«, erklärt sich BND-Präsident Bruno Kahl. Die Boomer hauen also auch im Zwielicht rein.

Der Adler durfte bleiben, die älteren Mitarbeiter sollen ja weiterhin den Eingang finden können. Allerdings ist er zeitgemäß gezeichnet. Schon den Adler des alten Logos nannte man »fette Henne«, nun hat der Vogel noch einmal zugenommen. Subtil zerlegt er sich in Funkwellen. Digitalisierung und so. Die runde Form soll einen Globus andeuten, natürlich im Sinne der Weltoffenheit. Oder vielleicht doch dem »Wir sind überall« zuliebe? Die Linien gleichen einem Fingerabdruck. Bild und Bilddeutung, der Dienst als Dienstleister. Und die Kirsche auf der Torte: Ein gebrochener Duktus verbildlicht die Fraktionssitze im Bundestag. Das intime Verhältnis von Geheimdienst und Demokratie, wer kennt’s nicht?

Und all das für die junge Seele. Trendfarbe Petrol, knalliges Lila und Gelb. »Wir müssen natürlich dahin gehen, wo die jungen Leute sind. Und wir müssen auch die Sprache sprechen, die junge Leute sprechen«, erläutert Kahl. Herausfordernd mehrdeutig der Slogan dazu: »Komm dahinter!« Mit Rücksicht auf die BND-Skandale und eine Generation, die nicht erst mit 40, sondern schon mit 14 entpolitisiert durchs Leben schlurft, lässt sich festhalten: Der Geheimdienst hat ein Geheimnisproblem, die Jugend hat ein Nachwuchsproblem. Folgerichtig, sich da zusammenzutun.

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