In glänzender Verfassung

Das Prager Schachfestival hat sich mit seiner bereits sechsten Auflage einen festen Platz im Terminkalender der Schachfans gesichert. Das diesjährige Masters-Turnier zog einen speziellen Reiz daraus, dass es die indischen Spieler Santosh ­Gujrathi Vidit, Rameshbabu Praggnanandhaa und Dommaraju Gukesh als Generalprobe für das WM-Kandidatenturnier im April in Toronto nutzten. Doch sie wurden von Nodirbek Abdusattorow, dem weltweit stärksten Spieler unter 20 Jahren, deutlich übertrumpft. Der 19jährige Usbeke gewann sagenhafte fünf seiner neun Partien, remisierte dreimal und unterlag nur Praggnanandhaa. Damit gelangen ihm 6,5 Punkte und der Sprung auf Platz vier der Weltrangliste, womit er sich direkt vor dem amtierenden Weltmeister Ding Liren (China) plaziert. Es ist ein Jammer, dass sich Abdusattorow nicht für das Kandidatenturnier qualifizieren konnte, denn in seiner glänzenden Verfassung wäre er ein aussichtsreicher Siegaspirant.

Mit jeweils fünf Zählern und einem respektablen Rückstand kamen Thai Dai Van Nguyen (Tschechische Republik), Parham Maghsoodloo (Iran) und Praggnanandhaa auf den Rängen zwei bis vier ein. Maghsoodloo unterlag in der entscheidenden Begegnung der achten Runde dem Triumphator Adusattorow nach spannendem Kampf. Die Plätze fünf bis sieben teilten sich der Tscheche David Navara, Richárd Rapport (Rumänien) und Gukesh mit 4,5 Punkten. Für die deutsche Nummer eins Vincent Keymer verlief das Turnier enttäuschend. Er musste mit 3,5 Zählern und dem neunten Rang hinter dem punktgleichen polnischen Exeuropameister Mateusz Bartel vorliebnehmen. Dabei hatte Keymer bei seinem einzigen Sieg gegen Vidit noch einiges Glück, denn der Inder leistete sich in klarer Gewinnstellung einen schweren Patzer. Statt bei Keymer landete die rote Laterne somit bei Vidit, der als einziger Teilnehmer keine Partie gewinnen konnte und nur drei Punkte totalisierte. Eine äußerst ungewohnte Rolle für den soliden Vidit, der sonst nur selten verliert. Man darf gespannt sein, wie sich die drei Inder in Toronto präsentieren werden. Oft folgt bekanntlich auf eine misslungene Generalprobe eine erfolgreiche Vorstellung.