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Aus: Ausgabe vom 14.03.2024, Seite 11 / Feuilleton
Kino

Aus Liebe zum Job

Chamäleon vermöbeln, Nachfolger finden, endlich abspecken: Dem Kung Fu Panda stellen sich in Teil vier seiner Abenteuer unlösbare Aufgaben
Von Ronald Kohl
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Alle, die den Frieden stören, platt hauen: Drachenkrieger Po mag einfache Lösungen

Wo arbeiten die Steinböcke? – Natürlich im Steinbruch. Ein Knochenjob. Und gefährlich. Hier den Prolog eines Trickfilms für Kinder spielen zu lassen, erscheint beinahe etwas gewagt, zumal die geschundenen Kreaturen auch noch unter Tage schuften müssen. Die Fackeln an den Wänden bieten kaum ausreichend Licht, um sich nicht ständig die Spitzhacke in den eigenen Huf zu hauen. Aus Gründen der Arbeitssicherheit gilt bei der spärlichen Beleuchtung die Vorschrift: Immer wenn sich zwei mit einer Schubkarre voller Geröll oder Werkzeug begegnen, wird kurz geblökt. Das verleiht dieser finsteren Hölle einen Anstrich von Komik und Sozialverhalten. Außerdem steigert das Halbdunkel den dramatischen Effekt: Hier unten kommen die plötzlich aufblitzenden Augen des Tigers Tai Lung erst so richtig zur Geltung. Sobald sie die grün und boshaft funkelnden Lichter erblicken, lassen alle Böcke sofort den Hammer fallen und versuchen nur noch, in panischer Flucht ihre Hörner in Sicherheit zu bringen. Denn das, was hier passiert, geht nicht mit rechten Dingen zu! Tai Lung gilt als längst hinüber, schmort irgendwo in der Tigerhölle, und so tief hinab haben sich die Böcke ganz bestimmt noch nicht durch den Fels gepickert. Noch vor Tagesanbruch macht sich einer von ihnen auf den Weg zum obersten Drachenkrieger, dem unbesiegbaren, unbestechlichen und unersättlichen Kung Fu Panda mit Namen Po (Stimme: Hape Kerkeling).

Auch dem steckt noch ordentlich der Schreck in den Gliedern, denn Meister Shifu hat ihm eben erst mitgeteilt, dass seine Zeit als Drachenkrieger abläuft. Auf ihn wartet jetzt eine Aufgabe höherer Bedeutsamkeit. Er ist vom Meister dazu auserwählt worden, spiritueller Führer für das Tal des Friedens zu werden – genauso gut hätte er ihn zum Volksminister für Diäten und gesunde Ernährung ernennen können. Nur eine Sache ist für den Kung Fu Panda noch schwieriger, als ein paar Pfunde abzuspecken: einen fähigen Nachfolger für sich zu finden. Solange diese Frage nicht geklärt ist, bleibt er weiterhin der pummelige, durch die Luft wirbelnde Sheriff, der alle, die den Frieden stören, platt haut und einlocht. Kaum dass er von der angeblichen Rückkehr des Tigers Tai Lung erfahren hat, gelingt es ihm scheinbar zufällig, eine rotzfreche Taschendiebin dingfest zu machen.

Zhen ist die Sensation des vierten Teils. Einerseits, weil Po nun endlich eine Partnerin hat. Zweitens ist sie als Kind der Gosse mit allen Wasser der Großstadt gewaschen. Und drittens handelt es sich bei ihr um eine Steppenfüchsin, ein Tier, dessen Heimat vom südlichen Russland bis nach Tibet und in den Iran reicht. Das mag Zufall sein, doch scheint mir dies bei einer Produktion, die ein ganzes Team von Spezialisten allein mit der Animation ihres Schwanzes beschäftigt hat, kaum vorstellbar.

Wenn sich nun Pandabärmännchen und Steppenfüchsin zusammenschließen, brauchen sie auch einen Feind, der für diese Allianz eine Herausforderung darstellt. Und ihre Gegnerin besitzt in der Tat erstaunliche Fähigkeiten. Sie ist unstillbar gierig. Selbst aus dem organisierten Verbrechen quetscht sie noch den letzten Cent heraus. Sie ist eine Meisterin der Täuschung, die personifizierte Anpassungsfähigkeit. Und du weißt nie, wann du es mit ihr zu tun hast. Ist der Freund, der jetzt mit dir spricht, auch wirklich dein Freund, oder ist sie das schon?

Das Chamäleon als Gegnerin ist ein brillanter Einfall. Denn sie ist nicht nur wandelbar und hinterhältig, sondern auch von kalter Intelligenz. Ihr wunder Punkt ist die Siegesgewissheit.

Der Steppenfuchs ist in der freien Wildbahn übrigens oft genug der Verlierer, er wird wegen seines begehrten Pelzes bejagt. Aufgrund der Größe seines Verbreitungsgebietes, gilt sein Bestand jedoch als »ungefährdet«. Anscheinend weiß er, worauf es ankommt.

»Kung Fu Panda 4«, Regie: Mike Mitchell/Stephanie Stine, USA/China 2024, 94 Min., Kinostart: heute

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