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Aus: Ausgabe vom 13.03.2024, Seite 8 / Ansichten

Automatenschule des Tages: Das Roboterzentrum

Von Barbara Eder
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Ausbildungsplan für Roboter: Habeck imaginiert KI-Testcenter

Er ist niedlich klein, verfügt über biegsame obere Extremitäten und ist ein unterhaltsamer Gesprächspartner: Bei »Pepper« handelt es sich um einen vom französischen KI-Konzern Aldebaran Robotics und dem japanischen Telekommunikationsunternehmen Softbank Mobile entwickelten Roboter, der neonbunt aus Augenwinkeln und Ohrmuscheln strahlt, wenn man mit ihm spricht; er hätte des Menschen bester Freund werden sollen – aufgrund geringer Nachfrage liegt die Produktion jedoch auf Eis.

Ein kreativer Vorschlag von Wirtschaftsminister Robert Habeck könnte dies ändern. Laut dpa-Meldung vom Dienstag will dieser ein Prüf- und Testzentrum für KI-basierte Roboter aufbauen. Wer denkt, dass den »smarten« Apparaten dort soziale Verträglichkeit oder DSGVO-konforme Verwendung attestiert werden soll, irrt. Habecks Automatenschule setzt statt dessen auf die »Soft Skills« der deutschen Wirtschaft: Ziel ist es, »dass dieses Konzept seitens der Wirtschaft mitgetragen wird und dazu möglichst schlank ausfallen soll«. Es solle kein zusätzlicher Zertifizierungsaufwand für Unternehmen entstehen, so das Ministerium; bei der Umsetzung darf es auf rege Beteiligung durch Volker Wissings »Digitalministerium« hoffen.

Wo es der deutschen Industrie an migrantischer »Manpower« fehlt, greift sie gerne auf die von Robotern zurück. Die automatisierten Dienstleister streiken nicht und ihre Arbeitskraft kennt keine natürliche Beschränkung. In Habecks Automatenbootcamp wird es aller Voraussicht nach nicht annäherungsweise so hart zugehen wie in der »Schule des Lebens«. Vielleicht schickt der »smarte« Minister seine KI-Azubis zwecks Konversationspflege lediglich in einen Doctor-Dolittle-Kurs. Dann wird sich in Zukunft niemand mehr an den künstlichen Stimmen und sinnfreien Monologen von exportfähigen KIs aus der Dose stören.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (12. März 2024 um 21:16 Uhr)
    Die Arbeitskraft eines Roboters kennt sehr wohl eine natürliche Beschränkung, nämlich die der Physik. Es mag sein, dass sein Arbeitstag keine Beschränkung hat, aber nur so lange, wie seine Batterie ausreichend geladen ist oder er Strom aus der Steckdose bekommt. Im Volksmund wird eine festgefressene Welle oder ein ausgeleiertes Gelenk gerne als »streikend« bezeichnet. Mein Vorschlag zur Güte: Packt die Roboter in ein Dschungelcamp: »Survival of the Fittest«.

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