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Laufenberg nonstop

Von Pierre Deason-Tomory
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Wird mit Sicherheit selbst den Sensenmann totquatschen: der unermüdliche Frank Laufenberg am 1.April 1985

Frank Laufenberg lebt – und sendet wieder! Der 79jährige hat am 1. März sein Internetradio Popstop reaktiviert, das er erst im Herbst nach zehn Jahren eingestellt hatte. Hier legt er mit fünf weiteren Enthusiasten Platten aus seinem Riesenarchiv auf und redet ausführlich darüber, so wie er das seit 54 Jahren tut. Sonntags um elf Uhr spielt der Meister seine »Antihits in deutscher Sprache«. In der Ausgabe vom 3. März hat er »Ganz allein« hören lassen, die einzige in Deutsch aufgenommene Single der Bee Gees, die außer ihm keiner kennt, nicht einmal dieses Bingsbums, die »künstliche Intelligenz« von Microsoft. Berühmt wurde Laufenberg als DJ der Sendung »Pop Shop« beim Südwestfunk Baden-Baden, die in den 70er Jahren ein Bombenerfolg war. Daneben brachte er das nach ihm benannte »Rock-und-Pop-Lexikon« heraus, das als analoge Intelligenz des Musikredakteurs in jedem Westsender zu finden war, wegen der regen Inanspruchnahme meist als schüttere Loseblattsammlung. Nach seinem Abschied beim SWR 2010 heuerte er bei einem Ingolstädter Internetradio an, bevor er 2013 auf popstop.eu sein eigenes startete, das er nun nach kurzer Sendepause wieder angemacht hat. Er wird mit Sicherheit noch den Sensenmann totquatschen, bevor er sich zur Ruhe legt vor einem Grabstein mit Antenne drauf.

Im ARD-»Radiotatort« in dieser Woche vergilt Uwe Ochsenknecht »Nase um Nase«, die Taskforce Hamm macht in Schutzgelderpressung (WDR 2024, Mi., 20.05 Uhr, Bayern 2, 21 Uhr, HR 2 Kultur, Fr., 19.04 Uhr, WDR 3, 19.05 Uhr, RBB Kultur, Sa., 17.04 Uhr, WDR 5, So., 17.04 Uhr, SR 2, 19.04, NDR Kultur, Mo., 21.05 Uhr, Bremen 2, 22.04 Uhr, MDR Kultur). Im Feature »Die Affäre Finaly« kommen zwei betagte Israelis zu Wort und erzählen von ihrer Zwangstaufe und Verschleppung durch die katholische Kirche (DLF/ORF 2024, Di., 19.15 Uhr, DLF). In absurden Zeiten muss Dürrenmatt gehört werden, man könnte mit dieser Antiquität anfangen: »Die Panne« (NDR 1956, Mi., 20.04 Uhr, NDR Kultur). Die spätere Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux hat 2008 »Die Jahre« veröffentlicht, eine »kollektive Autobiographie«, aus der Brigitta Furgler in den »Radiogeschichten« vorliest (Do., 11.05 Uhr, Ö 1). Nicht wenige alte oder kranke Menschen beschließen, durch das »Sterbefasten«, die Verweigerung der Nahrungsaufnahme, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Nicht immer lässt man sie (Fr., 8.30 Uhr, SWR 2).

Der heimatvertriebene Raufbold Aeneas hatte andere Pläne als »Dido, Königin von Carthago« zu freien, und so entleiben sich in der selten gespielten Barockoper von Christoph Graupner die Damen reihenweise. Damit keiner heult, hatte die Aufführung am 24. Februar im Koninklijk Concertgebouw in Amsterdam ein Happyend (Sa., 19.04 Uhr, NDR Kultur). Ulrich Lampen hat eine zufällig aufgefundene Erzählung des 2018 verstorbenen Wilhelm Genazino inszeniert, sie handelt von der Verwandlung einer Frau in eine Büffeldame: »Nie! Nie! Nie!« (SWR 2024, Ursendung, Sa., 23.03 Uhr, SWR 2). Mit der einäugigen Osteuropaseherin Sabine Adler kann man in »Fragen an den Autor« streiten, sie vertickt gerade das Buch »Was wird aus Russland?« (So., 9.04 Uhr, SR 2). »Een Fall vun Leevde« ist eine besondere Liebesgeschichte aus der Reihe »Niederdeutsches Hörspiel« von Helga Bürster (RB/NDR 2018, So., 18.20 Uhr, Bremen 2), von der unlängst der Roman »Als wir an Wunder glaubten« erschienen ist, der vom Nachkriegselend im Örtchen Unnenmoor handelt. Katja Danowski liest den ersten von 13 Teilen. Auf hochdeutsch (Mo., 8.30 Uhr, NDR Kultur).

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