Sechster GDL-Streik in Folge
Von David Maiwald»Grundlos« sei der nun sechste Arbeitskampf der Gewerkschaft der Lokomotivführer bei der Deutschen Bahn. Am Montag vormittag hatte der Staatskonzern daher einen Eilantrag auf Unterlassung des Streiks eingereicht. Bis jW-Redaktionsschluss stand noch keine Entscheidung fest. Sollten sich der Verlauf der Verhandlung und der angesetzte Streikbeginn überschneiden, könne die Gewerkschaft den Arbeitskampf dennoch starten, »sofern keine Unterlassung vorliegt«, erklärte eine Gerichtssprecherin auf jW-Anfrage.
Die Bahn war schon im Januar vor dem Arbeitsgericht mit dem Versuch, den Arbeitskampf der GDL-Eisenbahner zu verhindern, gescheitert. Kurz zuvor hatte der Konzern beim Landesarbeitsgericht eine Feststellungsklage erhoben, um der Lokführergewerkschaft den Status als solche abzuerkennen.
Die GDL hatte den Ausstand im Güterverkehr ab 18 Uhr am Montag angekündigt. Ab diesem Dienstag soll dann früh morgens der Personenverkehr stillstehen. Da die Bahn eine Frist der Gewerkschaft zur Vorlage eines neuen Angebots am Sonntag abend habe verstreichen lassen, sei diese nun »unweigerlich und zum Leidwesen der DB-Kunden« gezwungen, die Auseinandersetzung fortzuführen, hieß es in einer Mitteilung.
Der Streikaufruf folgt der Ankündigung von GDL-Chef Klaus Weselsky. Dieser hatte nach dem 35stündigen Ausstand der vergangenen Woche erklärt, die DB könne bei andauernder Verweigerungshaltung keine langen Vorlaufzeiten mehr zur Einrichtung von Notfahrplänen erwarten. Für »Millionen von Bahnreisenden und die Wirtschaft eine blanke Zumutung«, befand die DB am Montag. Fern-, Regional- und S- Bahn-Verkehr sollten dennoch wie zu den vorherigen Warnstreiks mit einem »Grundangebot« durchgeführt werden, so die Bahn.
Durch die Ablehnung einer Einigung, die »bei 28 Eisenbahnverkehrsunternehmen für über 15.000 Eisenbahner Anwendung findet«, würden nicht nur Streiks provoziert, sondern »unverantwortlich, fast unbeirrt, Steuergelder der Bürger verbrannt«, hatte die GDL am Sonntag kritisiert. Gegner der Gewerkschaft schoben jedoch ihr die Schuld an der Eskalation zu. »Streiken, anstatt zu verhandeln«, sei »verantwortungslos« bemerkte Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) im Springer-Boulevard zu seiner Forderung nach einem förmlichen Schlichtungsverfahren.
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Sich als Gewerkschaften zum Bündnispartner des Kapitals zu machen, gewerkschaftliche Rechte zu vertrieblichen, hat verheerende Entsolidarisierung gebracht. Belegschaften, Gewerkschaften können ihre gemeinsamen Interessen nur im gemeinsamen, solidarischen, sich gegenseitig unterstützenden Kampf gegen die Macht des Kapitals durchsetzen und wahren. Das Kapital führt den Kampf in seinem gegensätzlichen Interesse mit allen Mitteln. GDL-Chef Weselsky, seine streikbereiten KollegenInnen erfahren es gerade mehr und mehr. Weselsky erscheint medial zunehmend als Unperson, wozu ihn Medien machen, die von Herrschenden beherrscht sind. Ein Streik, der keinen wirtschaftlichen Druck ausübt, ist kein Streik, sondern kollektives Betteln, sagte einst ein IG- Metall-Chef Peters. Solche Streiks mag Kapital, Bahnvorstand, Aktionäre und Staat nicht. Deshalb wird erfolgreich medial Meinung und Stimmung gemacht, Neid-Diskussion entfacht oder Tränen für leidende Bahnkunden gezeigt. Wo sich Lohnabhängige ihrer Rolle und Lage nicht mehr bewusst sind, lassen sie sich leicht gegeneinander aufbringen, wie wir alle wahrnehmen können. Warum wird nicht ein Bahnvorstand verantwortlich gemacht für Streik und Wirkungen, für seine unnachgiebige Haltung? Warum wird gemeint, die Lokführer könnten nicht genug bekommen, aber nie hinterfragt, was sich Bahnvorstände, Aktionäre, Profiteure leisten und genehmigen trotz miserabelsten Bahnmanagements, stetiger Verschlechterungen für Bahnfahrende bei stetig steigenden Preisen?
Die Bahn wurde von der Politik aus der öffentlichen Daseinsvorsorge genommen, mit Ziel der Privatisierung. Beamte wurden zu Tarifkräften gemacht, die nun auch das Streikrecht haben.
Eine GDL weiß das besser und solidarischer zu nutzen als viele im DGB.