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Aus: Ausgabe vom 11.03.2024, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Unverantwortlich

Zu jW vom 1.3.: »Marschflugkörper des Tages: ZDF-›Logo!‹«

Im Interview von Dieter Reinisch mit dem Publizisten Patrik Baab kritisiert dieser das Benehmen der Journalisten. Sie führten sich auf wie Soldaten einer Propagandakompanie. Das zeige, in welchem Maß im heutigen Journalismus ethische Normen missachtet werden. Dem kann man nur zustimmen.

Das Ausmaß dieses journalistischen Niedergangs wird auf der gleichen Seite deutlich. Arnold Schölzel macht auf die Internetseite des Kinderkanals aufmerksam, die in ihrer Nachrichtensendung für Kinder, »Logo«, für den Einsatz deutscher TAURUS-Marschflugkörper in der Ukraine wirbt.

Es ist schon unglaublich, wie diese todbringenden Waffen in der Sendung verniedlicht und somit vollständig verharmlost werden. Die Journalisten von ARD und ZDF, Redakteure des Kinderkanals tun so, als wüssten sie nicht, welchem Leid Kinder in einem Krieg ausgesetzt sind. Das ist unverantwortlich.

Horst Neumann, per E-Mail

Danke, Schröder

Zu jW vom 7.3.: »Mit Tarifvertrag prekär«

Ich finde es nach wie vor eine Frechheit, dass der DGB überhaupt (!) Tarifverträge mit Leiharbeitgebern abschließt, denn nur dadurch kommt Paragraph 8, Absatz 2 AÜG überhaupt zum Tragen. Gäbe es keinen Tarifvertrag, wäre die Gleichstellung vom ersten Tag an zu gewährleisten (Absatz 1, ebd.), was mehr als nur gleiches Geld heißt, nämlich gleiche Bedingungen! Und als Leiharbeiter kann man auch nicht sagen, dass man nicht an diesen »Tarifvertrag« gebunden ist, denn der ist Bestandteil des Arbeitsvertrags – friss oder stirb. Das ist das faule stinkende Ei, das uns der Schröder-Gerhard mit der »Agenda 2010« ins Nest gelegt hat, denn vorher gab es Absatz 2 in der Form nicht.

Dadurch schossen zunächst die »christlichen Gewerkschaften« wie Pilze aus dem Boden. Als diese und ihre »Tarifverträge« dann – nach Jahren – gerichtlich für nichtig erklärt wurden, wodurch horrende Nachzahlungen im Raum standen, sprang der DGB in die Bresche.

Ein besonderes Schmankerl lieferte dieser dann auch, als mit der Einführung des Mindestlohns zunächst nur gedroht wurde, wenn denn niemand für »bessere« Löhne sorgen würde; angepeilt waren damals sieben (!) Euro die Stunde. Das hat der DGB dann unter Einsatz von Verhandlerleben härtestens »verhandelt«, Ergebnis: 7,01 Euro! Man fragt sich wirklich – kahle Stellen am Kopf, vom Kratzen –, wie die Leute auf die Idee kommen, es gäbe korrupte Gewerkschaften – ein wirklich äußerst mystisches Mysterium! Und die Politkasper tun so, als sei die Revision der Agenda so wahnsinnig kompliziert. Dabei würde schon die Rücknahme dieser kleinen Änderung ausreichen. Leiharbeit, als flexibler (»Kündigungsfrist«: drei Tage!) billiger Ersatz für Festanstellung, hätte sich auf einen Schlag erledigt, denn für den Entleiher würde sie (wieder) um den Gewinn des Verleihers teurer; Flexibilität hat halt ihren Preis, sollte sie zumindest haben.

Marcus Blumhagen, per E-Mail

Schere der Ungleichheit

Zu jW vom 6.3.: »Pläne für Aktienrente«

(…) Dabei denke ich wieder an die zwar nicht sehr hohen, aber auch nicht allzu unterschiedlich hohen Rentenbezüge in der Deutschen Demokratischen Republik, wie sie im Gegensatz zu hier und jetzt die un- und asoziale BRD kennzeichnen. Warum auch gehen Krankenkassenbeiträge etc. von der Rente ab? Und nur mal zur Erinnerung: In der DDR war die Nettorente identisch mit der Bruttorente. Frauen hatten mit 60 Jahren und Männer ab dem 65. Lebensjahr das reguläre Rentenalter erreicht.

Übrigens gibt es in der Schweiz zwei aktuelle Ergebnisse von Volksinitiativen. Einerseits haben darin etwa 75 Prozent gegen eine Heraufsetzung des Renteneintrittsalters über 65 gestimmt, und andererseits sprachen sich rund 58 Prozent für eine von den Gewerkschaften vorgeschlagene 13. Monatsrente aus. Zwar sind Parlament und Regierung typischerweise dagegen, allerdings haben die Kantone, so mir bekannt, sich dafür ausgesprochen.

Wie wäre es hier mal mit Gewerkschaftsforderungen für ihre ehemaligen Mitglieder? Zu ergänzen wäre außerdem, dass überhaupt Forderungen, und hier ganz besonders bei Rentenzahlungen, wegkommen von den Prozenten, denn die mehr haben, bekommen so immer mehr, und denen, die schon wenig erhalten, bleiben nur Almosen. Damit wird die Schere der Ungleichheit immer mehr geöffnet – der antagonistische Widerspruch zwischen Oben und Unten immer größer, so dass sich die bürgerliche Demokratie als hoffnungslose Illusion selbst zerlegt.

Heinz-Joachim Reiß, Berlin

Wo sind die Daten geblieben?

Zu jW vom 29.2.: »Mensch im Konjunktiv: Alexander Grothendieck«

(…) Ob moderne Messeinrichtung (mME), intelligentes Messsystem, Smart Home, Cloud, selbst popelige Gasthermen stellen intellektuelle Enteignung dar. Schon die Funktionsweise bleibt der großen Mehrheit der Nutzer dieser Instrumente unbekannt. Erst recht bleiben es die Informationen, die damit zugänglich gemacht werden. Die eignen sich die Cloudbetreiber an.

Du kannst dir deine Daten zurückkaufen, zum Beispiel, indem du eine App von Bosch erwirbst, mit der du auf deine in der Cloud gespeicherten Informationen zugreifen kannst. Aus dem Apparat, der in deinem Heizraum steht, kriegst du sie nicht heraus. Hast du schon mal deinen grundzuständigen Messstellenbetreiber gefragt, wie du an die Information, die deine mME hat, kommst? Viel Vergnügen, probiere es mal!

Deepl ist auch ein gutes Beispiel. Da kannst du zwar kostenlos was übersetzen lassen, aber nicht umsonst. Der Deepl weiß dann ganz genau, was du wissen willst. Chat-GPT übrigens auch – von Cookies, Standorttrackern und elektronischer Patientenakte war noch gar nicht die Rede.

Heinrich Hopfmüller, Stadum

In der Schweiz sprachen sich rund 58 Prozent für eine von den Gewerkschaften vorgeschlagene 13. Monatsrente aus. (…) Wie wäre es hier mal mit Gewerkschaftsforderungen für ihre ehemaligen Mitglieder?

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