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Aus: Ausgabe vom 11.03.2024, Seite 8 / Ansichten

Haushaltslochalarmist des Tages: Boris Pistorius

Von Arnold Schölzel
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Kennt die Marschrichtung: Boris Pistorius besucht die Gebirgsjäger der Bundeswehr bei der NATO-Übung »Nordic Response 2024« (7.3.2024)

In fünf bis acht Jahren will der Russe wieder mit Panzern in Berlin stehen, sagt Boris Pistorius, und nun bringt Bild am Sonntag (BamS) ans Licht: »Der Bundeswehr fehlen im nächsten Jahr bis zu sechs Milliarden Euro!« Die NATO-Quote von zwei Prozent der Wirtschaftsleistung sei in Gefahr, also weckt Springers Blatt für den Tag des Herrn seine Leser aus dem Ruhe­tagsschlummer: »Internationaler Sicherheits-GAU!« Der Bundesfinanzminister legte nämlich am Donnerstag seine Haushaltsplanung für 2025 vor und billigte dem Militär 52 Milliarden Euro zu – soviel wie in diesem Jahr plus erneut Milliarden satt aus dem »Sondervermögen Bundeswehr«. Das Verteidigungsministerium »warnte nach BamS-Informationen«: Sein Etat müsse um 4,5 bis sechs Milliarden Euro steigen, um das NATO-Ziel zu erreichen, denn die Kohle werde »fast vollständig durch die Betriebskosten (Sold, Heizung, Panzerreparaturen) aufgefressen«. Nur 500 Millionen Euro wären für Waffenkäufe übrig. Da lacht der Russe. Allein die neuen »Boxer«-Radpanzer sollen 1,4 Milliarden Euro mehr kosten, sonst sind Krauss-Maffei Wegmann (Panzer) und Rheinmetall (Kanone) vermutlich pleite. Und der Ausbau des Flugplatzes Büchel für die US-Atombombenträger F-35 (zehn Milliarden Euro Anschaffungspreis) soll statt 260 Millionen nun 1,1 Milliarden Euro kosten. Der Russe weiß das bereits dank »TAURUS-Gate«: Der Luftwaffeninspekteur verriet dem moskowitischen Lauscher »ein kleines Issue ... mit ’ner Preissteigerung der F-35-Infrastruktur in Büchel«. Alles ungedeckt, so wie auch die Milliardenschecks für die Bundeswehr-Brigade in Litauen. Pistorius hat laut BamS Kanzler und Ampelabgeordnete alarmiert und der umsichtige Linder bereits ein Lochstopfprogramm: beim Sozialen streichen. Will die SPD aber nicht, vorläufig. Der Russe soll schon in Bewegung Richtung Oder sein.

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  • Leserbrief von Lothar Böling aus Düren (11. März 2024 um 20:19 Uhr)
    Dass der Bundeswehr Geld fehlt, ist völliger Unsinn! Handelt es sich doch um die bloße Verschwendung von Steuergeldern. Zudem wird hier deutlich, dass Deutschland von Knalltüten regiert wird. Allen voran Gernegroß Boris Pistorius, der sich wie ein Kind freut, wenn er im Panzer mitfahren darf. Da ist Pistolius ganz in seinem Element. Auch er eine klassische Fehlbesetzung. Denn für die hohen Kosten bei Sold, Heizung und Panzerreparaturen, ist allein die Bundesregierung verantwortlich. Zur Erinnerung: Auslöser der Preissteigerungswelle waren die 2022 lauthals verkündeten Sanktionen gegen Russland, unserem vormals größten Gaslieferanten (56 Prozent). Mit den irren Preisen für Strom (50 Prozent mehr) und Gas (100 Prozent mehr) begannen dann die bundesweiten Preiserhöhungen, eine Geldentwertung, deren Ende noch nicht abzusehen ist. Wer überleben will, der benötigt zwangsläufig mehr Lohn, um Mieten, Energie und Lebensmittel bezahlen zu können. Das wiederum führte zu Lohnforderungen, zu den vielen Streiks, die auch jetzt noch die Wirtschaft belasten. Auch hierfür ist allein die dümmste Regierung in ganz Europa verantwortlich. Ich finde, wenn wir die Bundeswehr abschaffen, hätten wir nicht nur deutlich mehr Fachkräfte für die Wirtschaft, sondern könnten auch noch 52 Mrd. Euro jährlich sparen. Damit hätten wir endlich das notwendige Geld für unser marodes Gesundheits- und Bildungssystem. Denn nur wer in sinnvolle Dinge, wie das Gesundheitswesen und der Vermittlung von Wissen, in Forschung und Entwicklung investiert, der wirtschaftet nachhaltig. Geld für Knallkörper (Bomben, Granaten, Raketen) ausgeben, die völlig sinnlos zerplatzen, kann jeder Idiot. Erinnert sei hier nur an die Tatsache, dass bereits zwei Weltkriege von deutschem Boden ausgingen. Vor dem Hintergrund von 17 Mio. und 56 Mio. Toten in zwei Weltkriegen, hat Deutschland längst jegliches Recht auf den Besitz von Waffen verwirkt. Nicht mehr Geld für Waffen, sondern Frieden und Abrüstung, ist das Gebot der Stunde!
  • Leserbrief von Werner Dörr aus 56751 Polch (11. März 2024 um 15:50 Uhr)
    Kriegsertüchtigung produziert Verkehrsstau, oder: deutsche Aufrüstung erzeugt schon jetzt Baustoffmangel. So ist das mit der Aufrüstung in Deutschland: Militärische Bauvorhaben erhalten Vorrang! In Polch wird die Fertigstellung einer wichtigen Verkehrsverbindung nach Mayen, die nach 6monatiger Bauzeit seit Jahresanfang fertiggestellt sein sollte, noch für einige Wochen aufgeschoben, und die Straße bleibt gesperrt. Grund ist der Ausbau der Start- und Landebahnen am Flughafen Büchel zur Nutzung mit kernwaffenfähigen F-35. Die zuständige Bauleitung des Landes Rheinland-Pfalz erklärte, nach Auskunft der Baufirma erhalte diese noch einige Wochen lang kein Stein-Misch- und Teermaterial, weil dieses vom Hersteller prioritär nach Büchel geliefert wird. Kriegsertüchtigung hat Vorrang, Kommunen und Bürger haben das Nachsehen. Staatlicherseits dazu kein Wort, schließlich regiert in Rheinland-Pfalz (noch) die gleiche Ampel, wie in Berlin! (sachliche Informationen entnommen der Rheinzeitung Koblenz vom 6. März 2024)
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (10. März 2024 um 20:44 Uhr)
    Motten her zur Haushaltssanierung, das sind nämlich die genügsamsten Tiere. Sie fressen Löcher. In der Rüstungsindustrie könnte man sie auch einsetzen, denn was ist ein Loch? Nichts mit was drumrum, also z. B. eine Kanone.

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