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Aus: Ausgabe vom 09.03.2024, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Wenn das die Presse wüsste

Zu jW vom 4.3.: »Russe hört mit«

Im Zuge der Abhöraffäre nennt Oberst a. D. Roderich Kiesewetter, der den Krieg nach Moskau tragen will, Olaf Scholz ein Sicherheitsrisiko. Sogar Befürwortern des TAURUS für die Ukraine scheinen solche Aussagen zu weit zu gehen. Dazu zählt die lautstarke Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die hier zur Besonnenheit auffordert. Tauchen wir also besonnen ein in das mitgeschnittene Gespräch zwischen Ingo Gerhartz, dem Inspekteur der Luftwaffe, und drei Führungsoffizieren. Diese spielen in Gedanken Angriffe mit dem »Flugkörper« (TAURUS) auf russische Ziele durch, für eine Unterrichtung von Boris Pistorius. Dabei sollen der gute Ruf von TAURUS und Luftwaffe gewahrt und unnötige »Killkriterien« vermieden werden. So üben sich die Militärs, verschworenen Lausbuben gleich, im »Trick pullen«, damit kein »direkter Link von den Streitkräften in die Ukraine geht«, denn: »Ingo, stell dir mal vor, das kommt an die Presse!« Doch genau dahin, in die Öffentlichkeit, gehört das Besprochene! Es dient der Information von mündigen Bürgern. Statt dessen wird uns die Mitteilung der Tatsachen, dass dieses Gespräch stattgefunden hat und abgehört wurde, als russische Desinformation hingestellt. Mit der Verkehrung des Wortsinnes von Information ließe sich die Abhöraffäre instrumentalisieren, um ohne Störfeuer (besonnen) letzte Widerstände zu brechen gegen die Lieferung der TAURUS an die Ukraine. Und genau das passiert.

J. Fröhlich, Kirchseeon

Erkämpftes in Gefahr

Zu jW vom 6.3.: »Pläne für Aktienrente«

Der nächste fundamentale Angriff der Herrschenden auf das lohnabhängige Volk in diesem Lande. Erinnert sei daran, wie schwer es gewesen war, die gesetzliche Rentenversicherung vor nunmehr 135 Jahren zu erkämpfen. Sie war nämlich – entgegen anderslautenden Erzählungen – alles andere als ein »Geschenk« des damaligen Reichskanzlers Otto von Bismarck an das Industrieproletariat des Deutschen Kaiserreiches. Sollte man sie gerade deshalb vielleicht nicht doch wesentlich stärker verteidigen gegen alle heutigen Räuber und Sozialstaatszerstörer?

Reinhard Hopp, Berlin

Mobilitätswende?

Zu jW vom 29.2.: »BYD startet Europaoffensive«

Einen Beitrag über Elektroautos mit »Mobilitätswende« zu überschreiben, ist absurd. Elektroautos werden forciert, gerade, um eine Mobilitätswende zu verhindern. Alles soll beim alten bleiben, die Autos verstopfen weiterhin unsere Städte und fahren unsere Kinder tot, nur eben elektrisch.

Es geht auch nicht um Umwelt, sonst würden ja Fahrräder und die vorhandene E-Mobilität (Bahnverkehr) gefördert, statt tonnenschwerer E-SUVs, die bei Produktion, Gebrauch und Entsorgung verheerende Umweltzerstörung erzeugen.

Klaus Büchner, Berlin

Anderer Denkansatz

Zu jW vom 6.3.: »Geburtswehen des ­Fortschritts«

Herzlichen Dank für die drei höchst lesenswerten, anregenden und fundierten Texte zur aktuellen Entwicklung der Volksrepublik China. Der isolierte (sich selbst isolierende) Westen ist intellektuell nicht in der Lage, den Zustand der Welt sachlich zu reflektieren. Deshalb lese ich junge Welt. Ich muss diesen Text als den überzeugendsten der drei bezeichnen, da er nicht allein isoliert auf Symptome der ökonomischen Entwicklung schaut, sondern bemüht ist, diese in die gesellschaftliche und soziale Entwicklung einzuordnen und damit die hierzulande herrschenden ökonomischen Denkmodelle zu verlassen. Was notwendig ist.

André Möller, Berlin

Wirrwarr in der Theorie

Zu jW vom 2./3.3.: »Wurzeln der Gewalt«

Der Artikel von Karl-Heinz Dellwo enthält einen aufschlussreichen Satz. Er lautet: »Der ganze Kapitalismus beruht auf Diebstahl und ungleichem Tausch.« Das ist ein schönes Beispiel dafür, dass aus einer falschen theoretischen Analyse eine falsche politische Praxis entsteht. Zum ersten: Karl Marx hat in seinem Werk »Das Elend der Philosophie« die These von Proudhon, wonach das Eigentum Diebstahl sei, längst widerlegt. Zum zweiten: Der doppelt freie Lohnarbeiter verkauft seine Arbeitskraft in einem (Arbeits-)Vertrag. Er agiert dabei als geschäftsfähige Person mit eigener Entscheidungsfähigkeit. Das ist kein ungleicher Tausch, sondern ein formal korrekter Vertrag. Marx war sehr stolz darauf, dass er eine wissenschaftliche, objektive Erklärung für den zentralen Prozess des Kapitalismus – die Ausbeutung – gegeben hatte, ohne auf moralisierende Kritik zurückgreifen zu müssen. Wirrwarr in der theoretischen Analyse führt zu Wirrwarr in der praktischen Aktion, wie das Beispiel der RAF gezeigt hat.

Bernd Vogel, Leipzig

»Wie Staubsaugervertreter «

Zu jW vom 29.2.: »Der gewöhnliche Faschismus«

Dem Rezensenten entgeht, dass in dem Film »The Zone of Interest« durchaus auch die Profiteure der Schoah gezeigt werden. Dazu gehört die Firma Topf und Söhne aus Erfurt, die die Verbrennungsöfen herstellen und die ihre Produkte wie Staubsaugervertreter anpreisen. Die Firma war lange Zeit vergessen und wurde erst Ende der 1990er bekannt, nachdem junge Linke das Topf-und-Söhne-Gelände in Erfurt besetzt hatten. Sie wurden geräumt, doch dass es dort heute einen Gedenkort gibt, ist auch ihr Verdienst. Später wird im Film auch gezeigt, wie sich die Familie Höß erfreut darüber unterhält, dass sich viele bekannte Firmen jetzt in Auschwitz ansiedeln. Es gibt nur wenige Rezensionen, die darauf eingehen.

Peter Nowak, Berlin

Einen Beitrag über Elektroautos mit »Mobilitätswende« zu überschreiben, ist absurd. Sie werden forciert, gerade, um eine Mobilitätswende zu verhindern.

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