4. Mai, Diskussion zu Grundrechten
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Aus: Ausgabe vom 08.03.2024, Seite 8 / Ansichten

Abschiedsbeschenkte des Tages: Victoria Nuland

Von Reinhard Lauterbach
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Man kann es auch mal mit Bestechung versuchen: Victoria Nuland verteilt Brot an die Kiewer Polizei (11.12.2013)

Die Meldung kam am Dienstag dieser Woche: Victoria Nuland, die unermüdliche Kekseverteilerin und Auf-die-EU-Scheißerin aus Washington, verlässt die Politik. Das teilte ihr Nochchef Antony Blinken unter tiefempfundenem Dank für »35 Jahre Dienst unter sechs Präsidenten und zehn Außenministern« mit. Russische Medien spekulierten, die Dame sei nur sauer gewesen, weil sie die Beförderung zu Blinkens Erster Stellvertreterin nicht bekommen habe, andere fragten sich hoffnungsvoll, ob etwa Nulands Markenzeichen, der Hass auf Russland, in Washington langsam aus der Mode komme. Wird er eher nicht; das hat objektive Ursachen.

Jedenfalls hat sie aber postwendend ein Abschiedsgeschenk aus Kiew erhalten. Ebenfalls am Dienstag unterzeichnete der Hauptstadtbürgermeister Witali Klitschko einen Erlass, durch den die Tschaikowski-Straße im Darnizja-Statdtbezirk in Victoria-Nuland-Straße umbenannt wurde. Man muss zugeben, so richtig beeindruckend ist das nicht: Die Straße liegt am äußersten Stadtrand in einer eher schäbigen Gegend. Was Streetview an Bildern aus der künftigen »Wulizja Wiktorii Nuland« zu bieten hat, sind Fliedersträucher, Schuppen und halbfertige Datschen. War für Tschaikowski auch nicht richtig schmeichelhaft, da gewürdigt zu sein. Im Stadtzentrum dagegen kommt die Säuberung der Kiewer Musikhochschule von ihrem russischen Namenspatron wegen Widerstands aus der Professorenschaft nicht richtig voran, obwohl die Umbenennung in »Heckenschützenkonservatorium« angesichts der Rolle des Gebäudes im Februar 2014 mehr als angemessen wäre.

An die richtig repräsentativen Stellen von Kiew sind im Zuge der Umbenennungs- und Ukrainisierungswelle Faschisten wie Roman Schuchewitsch und die »Helden des Maidan« getreten. In deren Gesellschaft müsste sich Pjotr Iljitsch Tschaikowski sowieso im Grabe umdrehen.

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